Mal angenommen, Claas Relotius wäre noch praktizierender Journalist, dann wäre das hier wohl eine Story nach seinem Geschmack: Eine Institution, ach was, eine ganze Branche liegt am Boden. Ein Schurke hat sie in den Abgrund gerissen. Jetzt braucht sie einen Helden, der sie wieder aufrichtet. Helden finden kann Relotius: Mit viel Erfindungsgeist würde er den tapfersten Helden mit der größtmöglichen Fallhöhe durch die kitschigsten Szenen führen. Und von irgendwoher würde man leise die ersten Noten von Gloria Gaynors "I will survive" hören.
Nun, die Geschichte meinte es anders. Heldenzeiten sind vorbei im Journalismus. Relotius war selbst der Schurke, der das System zum Kollabieren brachte. Vor rund einem Jahr hatte der "Spiegel" die Fälschungen seines langjährigen Reporters Claas Relotius öffentlich gemacht. Nicht nur der "Spiegel" war betroffen: Der mit vielen Auszeichnungen bedachte Relotius hatte auch für andere renommierte Publikationen wie "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", "SZ-Magazin", "Zeit", "Cicero" und "Neue Zürcher Zeitung" Texte geschrieben, die in Teilen oder komplett erfunden waren.
Seit jenem Mittwoch im Dezember 2018 pendelt die Branche zwischen Schockstarre und Aktionismus. Es folgten vor allem technische Reaktionen: Die Faktenchecks in den Redaktionen wurden verschärft. Der "Spiegel" schreibt ein 75-seitiges Handbuch für seine AutorInnen, in dem erklärt werden soll, was geht und was nicht. "Die Zeit" erarbeitet ein ebensolches Papier für ihre Redaktion, und die "Süddeutsche Zeitung" entwickelt eine Datenbank, in der künftig sämtliches Recherchematerial archiviert werden und so schneller prüfbar sein soll.
Dass das allein nicht reicht, machte jetzt auch eine Tagung von Netzwerk Recherche und der Akademie für Politische Bildung (APB) Tutzing am Starnberger See deutlich. Unter dem Titel "Jetzt mal ehrlich! Was Journalismus aus den Täuschungsfällen lernen muss" diskutierten rund 40 JournalistInnen zwei Tage lang über die Folgen des Relotius-Skandals. Die beiden meist genannten Begriffe waren: Demut und Transparenz. Demut der Reporter gegenüber Sprache, Thema und den Menschen, über die sie berichten. Und Transparenz gegenüber den LeserInnen, damit diese die journalistischen Texte besser einschätzen können.
Letzte Kommentare:
Wenn man sich das stellenweise völlig sinnfreie Gerede der Herren Rockenbauch und Pantisano anhört, so wird es höchste Zeit, dass diese Truppe in der Versenkung verschwindet und man in der Stadtführung zu Pragmatismus zurückfindet
Um die Misere der Ökosozialen in Stuttgart zu verstehen, reicht ein Blick auf die letzten OB Wahlen. Die sicher gesetzten Grünen finden erst nach langem Ringen eine Kandidatin, die SPD geht gleich mit zwei Kandidaten ins Rennen und im zweiten Durchgang...
Ham wer in Erdkunde wieder mal total gepennt. Der Bodensee, drittgrößter See Europas? Es ist Europas 38st größter See, aber immerhin der größte See Deutschlands. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Seen_in_Europa
Vielleicht lässt man die Kormorane sich selbst regulieren, gönnt den älteren Fischern ihren Ruhestand, akzeptiert, dass sauberes Trinkwasser durchaus ein Wert an sich ist, versucht sich dem Klimawandel und dem deshalb zu warmen Seewasser anzupassen,...
Das war genau der Tenor, der im Artikel steht