Ein Kaminfeuer prasselt beharrlich, Rosenblütenblätter bedecken den Boden eines bolivianischen Aquariums und im goldwarmen Kerzenlicht entflammt in den Augen des kleinen Wasserfroschs, erstmals seit zehn Jahren, eine Regung, von der er schon lange vergessen hatte, dass er sie zu empfinden im Stande ist: feurige Leidenschaft. Romeo hat endlich seine Julia gefunden! Und für ihre Art, die Sehuencas-Frösche, deren Aussterben bereits besiegelt schien, keimt neue Hoffnung auf – wie die Triebe einer Pflanze, die sich von Geröll verschüttet und verloren geglaubt, zum Lichte durchkämpfen und schließlich im berührenden Violett der Abendsonne in voller Pracht erblühen. Und während sich die zwei für einander auserkorenen Turteltäubchen, am Valentinstag zusammengeführt, noch vorsichtig, aber sichtlich zugeneigt beschnuppern, ertönt im Hintergrund Marvin Gayes "Let's get it on" …
Moment mal. Klingt das nicht alles ein bisschen zu romantisch? "Der einsamste Frosch der Welt hat bald Sex", <link https: www.spektrum.de alias bilder-der-woche der-einsamste-frosch-der-welt-hat-bald-sex external-link-new-window>vermeldet beispielsweise "Spektrum der Wissenschaft". Aber, in geringfügig anderer Wortwahl, auch die "FAZ", "Galileo", "Spiegel Online", CNN, die "New York Times", und noch etliche andere, kurz um: die halbe Medienwelt mit Rang und Namen oder ohne. Romeo sei der "womöglich letzte seiner Art", berichten diverse Medien. Doch für den armen Frosch, der seit zehn Jahren einsam und allein im Aquarium eines Naturkundemuseums saß, zog ein Forschertrupp los in den bolivianischen Regenwald, um nach einem Weibchen zu suchen. Ein paar Kuppelfreudige haben dem Wasserfrosch sogar <link https: www4.match.com partner profile romeo external-link-new-window>ein Profil auf der Dating-Seite "Match" angelegt. "Ich bin buchstäblich der letzte meiner Art", wird ihm dort in den Mund gelegt. Sogar ein Video gibt es, um auf die Dringlichkeit zu verweisen.
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Philippe Ressing
am 25.01.2019