Wer Macht hat, kann auch mal schnell das Recht ändern: Als die Bäuerin Maria Frey auf ein seit jeher von allen genutztes Grundstück gehen will, stellt sich ihr ein Landsknecht mit Hellebarde in den Weg. "Gang weg, die Wiese gehört allen", sagt sie dem Landsknecht. "Die gehört dem Fürstabt", antwortet der. "Ich hab meine Kühe schon immer hier g'habt, wie die anderen!" – "Nur wer zahlt, darf weiden." Maria wird vom Landsknecht rüde zu Boden gestoßen, ihrem Mann Jakob, der auf einer Allmende-Fläche Holz sammeln will, ergeht es noch schlimmer: Er wird von zwei Landsknechten niedergeschlagen und schwer verletzt.
Einige Zeit später steht Maria zusammen mit anderen Bauern, die ihre Abgaben an die Kirche entrichten müssen, im Hof von Burg Liebenthann dem Fürstabt vom Kempten Sebastian von Breitenstein und dem Truchsess Georg von Waldburg gegenüber. Sie fragt, warum die Bauern nicht mehr auf die Wiese der Gemeinde dürfen. "Ihr dürft ja, wenn ihr zahlt", antwortet der Fürstabt. Und: "Was einmal war, ist mir egal. Die Wiese gehört mir." Maria beschwert sich, die Bauern müssten immer nur zahlen, zahlen, zahlen. Darauf der Fürstabt: "Halt dein freches Maul, du dummes Luder, sonst lass ich's dir stopfen." Der Truchsess sekundiert: "Soweit kimmt's noch, dass die Weibsleute ihr Maul aufreißen!"
Das angespannte Verhältnis zwischen Herrschenden und Bauern im Süddeutschland des frühen 16. Jahrhunderts, wird schon in den ersten Minuten von "Lond it luck" (oberschwäbisch für "Lasst nicht locker") deutlich. Die Vertreter der Macht sind hier zwei ausgemachte Kotzbrocken: Von barocker Statur und einer so großspurigen wie schmierigen Arroganz der Kirchenmann, während der hagere Truchsess mit dem stechenden Blick etwas Verschlagenes, unberechenbar Brutales ausstrahlt. Die Brutalität lebt er später sehr offen aus, als er die Truppen des Schwäbischen Bundes gegen die aufständischen Bauern anführt und viele massakrieren und hinrichten lässt – was ihm den Beinamen "Bauernjörg" einbringt.
Alles auf Super 8 gedreht, Waffen aus Holz und Pappe
Den Truchsess spielte damals, 1979, Klaus Gietinger im Alter von 24 Jahren. "Ich wollte mal einen Bösen spielen", sagt er heute. Gemeinsam mit seinem Freund Leo Hiemer, der die Rolle eines Bauern übernahm, führte er auch Regie und hatte das Drehbuch geschrieben. "Lond it luck" war nach einigen wilden Kurzfilm-Experimenten der erste Langfilm der beiden. Komplett auf Super 8 gedreht, aber mit synchronem Stereoton, "was gar nicht so einfach war damals", wie Gietinger sagt. Ein absolutes Low-Budget-Projekt, "wir hatten so gut wie kein Geld", aber dafür umso mehr Leidenschaft. Gedreht wurde an Originalschauplätzen im Allgäu und in dortiger Mundart, mit Laiendarstellern aus dem Bekannten- und Familienkreis, die Kostüme kamen von den Freilichtspielen Altusried, Waffen wie Hellebarden, Spieße und Kanonen wurden aus Holz und Pappe hergestellt.
Für die Regisseure war es auch eine Auseinandersetzung mit der Heimat. Beide stammen aus dem Westallgäu, Gietinger aus Lindenberg, Hiemer aus Maierhofen. Beide studierten damals in Göttingen, Soziologie der eine, Deutsch und Geschichte der andere, und beide verband das Interesse für historische und gesellschaftspolitische Themen. "Lond it luck" gingen gründliche Recherchen der Forschungsliteratur voraus. "Wir haben versucht, uns an die Fakten zu halten", sagt Gietinger, wenn auch manches dramaturgisch zugespitzt wurde.
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