Die Neubauten der Stuttgarter Wohnungsgesellschaft SWSG am Stöckach sind noch eingerüstet, im Frühjahr 2026 sollen sie fertig werden. Erkennbar ist, dass ihr Volumen das der dort einmal ansässigen Schule weit übersteigt. Die Stadt hat das Areal an ihre eigene Wohnungsgesellschaft verkauft. Von den 28 dort entstehenden Wohnungen sollen immerhin sieben Sozialwohnungen sein. Das entspricht den Vorgaben des Stuttgarter Innenentwicklungsmodells (SIM), demzufolge seit 2024 der Anteil sogar 30 Prozent betragen soll. Eine Kita und weitere Angebote machen den Bau zu einem neuen Stadtteilzentrum, das sich bei Baukosten von 30 Millionen Euro längerfristig wohl vor allem über den Supermarkt im Erdgeschoss finanziert.
Historisches musste dem Auto weichen
Abriss und der Protest dagegen sind indes kein neues Phänomen. Schon 1870 bedauert der Ingenieur August Köstlin den Abbruch des wohl bedeutendsten Bauwerks der Stadt, des Neuen Lusthauses, 25 Jahre zuvor: "So sind sie denn abgetragen worden, die Freitreppen und Arkaden, der herrliche Giebel und all der Bilderschmuck unter den Stoß-Seufzern der kunstliebenden Bevölkerung." Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Landeshauptstadt dann ihr ältestes Gebäude, das sogenannte alte Steinhaus. Unter Protest wurde es 1953 abgetragen – für einen Autoparkplatz. Auch das Kronprinzenpalais und das Kaufhaus Schocken mussten großzügigen Straßenplanungen weichen, die dann doch nicht realisiert wurden.
"Ich kenne keine Stadt, die so lieblos mit ihrem Erbe umgeht wie Stuttgart", bekennt Andreas Hofer, Intendant der Bauausstellung IBA'27, bei einer Veranstaltung der Architects for Future Anfang August vor der ehemaligen Galeria Kaufhof an der Eberhardstraße, dem Gebäude, das seit Anfang der 1960er-Jahre das Kaufhaus Schocken ersetzt. Der Bau soll nun erhalten bleiben. Die Stadt hat von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht. Der Gemeinderat hat beschlossen, dort ein Haus der Kulturen, Wohnungen für städtische Angestellte, ein Gründerzentrum, Büroräume für die Verwaltung und Gastronomie unterzubringen.
Hofer möchte wenigstens eine Etage für eine zentrale Ausstellung im IBA-Jahr 2027 nutzen. Gerne hätte er das Gebäude schrittweise renoviert und in Besitz genommen, um jahrelange Verzögerungen durch den Umbau zu vermeiden. Doch der Vorbesitzer, die Signa Holding des Immobilienmoguls René Benko, hat den Bau heruntergewirtschaftet. Ohne umfangreiche Arbeiten an der Haustechnik geht nichts.
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