Mit solchen kleinen Dingen lässt sich der Klimawandel nun freilich noch nicht aufhalten. Die "Myriaden Kubikmeter" Beton, wie Professor Koenders sich ausdrückt, die weltweit jährlich verbaut werden, durch ein anderes Material zu ersetzen, ist eine enorme Herausforderung. Koenders hat bereits vor fünf Jahren ein Symposium zum Thema veranstaltet. Er hat mit Metakaolin als Ausgangsstoff angefangen, das aus Porzellanerde (Kaolin) gewonnen wird und sich zur Herstellung von Geopolymeren gut eignet.
Wenn es aber darum geht, das auf der ganzen Welt in ausreichender Menge vorhandene Kalkgestein zu ersetzen, müssen noch andere Rohstoffquellen erschlossen werden. Kandidat Nummer zwei, sagt der Professor, sei Ton. Der muss allerdings aktiviert werden, und seine Zusammensetzung ist nicht überall gleich. Als weitere Ausgangsstoffe kommen Hüttensand, ein Abfallprodukt der Hochöfen der Eisenindustrie, oder Flugasche in Frage. Flugasche fällt in Kohlekraftwerken an. Wenn sie abgeschaltet werden, steht davon sehr viel weniger zur Verfügung.
Mehr als die Hälfte des deutschen Abfalls ist Bauschutt
"Viel interessanter", sagt Koenders, "und vor allem nachhaltiger wäre es, wenn Geopolymere aus Bauschutt zurückgebauter Bauwerke hergestellt werden könnten. Im Kontext der Kreislaufwirtschaft im Bauwesen könnte der Bauschutt als neuer Rohstoff dienen und müsste nicht deponiert werden." 230 Millionen Tonnen Bauschutt landeten in Deutschland im Jahr 2019 auf den Schutthalden: mehr als die Hälfte der gesamten Abfallmenge. Würde er wiederverarbeitet, würde das auch die Deponien entlasten.
Bauschutt ist aber alles andere als ein homogenes Material. Um einen Rohstoff für ein Geopolymer daraus zu machen, der auch für den Brücken- und Hochhausbau geeignet ist – und prinzipiell sind Geopolymere das –, muss, so Koenders, "zunächst labortechnisch untersucht werden, wie viel Reaktionspotenzial noch in den Abbruchmaterialien vorhanden ist und ob dieses zur Reaktion hin zu einem Geopolymer ausreicht oder ob wiederum neue Energie durch Brennprozesse hinzugefügt werden muss". Wenn das Material aufwendig homogenisiert werden muss, wächst der Energieaufwand.
2 Kommentare verfügbar
Klaus Zerkowski
am 01.05.2022Den RömerInnen war die Wiederverwendung von Steinen auch geläufig, aber die hatten ja auch keine Baumärkte.