Dengler schweißgebadet. Dengler im Krankenbett. Dengler in der Zwangsjacke. Verwaschene, ineinander rutschende Bilder. Ein irritiertes Auge in Detailaufnahme. Nachrichtenschnipsel. Schlagzeilen vom Kölner NSU-Nagelbombenattentat. Dazu nervöse Musik, ein Ping-Ping-Ping wie von einem Medizin-Monitor. Und Akten, Akten, Akten. Dann wieder Dengler, festgeschnallt. Und Dr. Müller (Rainer Bock) vom BKA, der sich herabbeugt und sagt: "Niemand kann sich gegen das System stellen, Dengler." So viel Tempo. So viel Material. Aber noch keine Ordnung, noch keine Story erkennbar. Dann reißt der Privatermittler Dengler (Roland Zehrfeld) noch einmal die Augen auf und diesmal findet er sich in einem fahrenden Zug wieder und im Hier und Jetzt. Sein Auftrag: herausfinden, ob die beiden NSU-Mörder Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt tatsächlich Suizid begangen haben.
Diese Eröffnungssequenz, in welcher der ehemalige BKA-Zielfahnder Dengler von erlebter Vergangenheit albträumt, setzt den Ton für eine Geschichte, die sich beeilen will, nein, die sich beeilen muss. Denn der Autor Wolfgang Schorlau, auf dessen Thriller "Die schützende Hand" dieser Film basiert, hat bei seinen akribischen NSU-Recherchen so viel Stoff zusammengetragen, dass der den anderthalbstündigen TV-Krimi von Lars Kraume schier zum Platzen bringt. Aber der Regisseur macht das gut, er hat die Hauptprotagonisten ja schon eingeführt, er kann in seiner dritten Dengler-Verfilmung also gleich zur Sache respektive zum Fall kommen. Auch die Hackerin Olga (Birgit Minichmayr), immer noch schwarzgekleidet, rauchend und cool – und immer noch gesucht vom BKA –, ist wieder dabei. Zuerst zögert sie, als Dengler sie in Amsterdam aufspürt und ihr erklärt, er brauche die NSU-Akten. Nein, bei "so einem Kack" wolle sie nicht helfen, diese Nazis hätten sich doch selbst umgebracht, sagt Olga. Aber dann spickt sie die Geburtstagsmail, die Dengler einer Ex-Geliebten im BKA schickt, doch mit einem Trojaner.
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Marlies Beitz
am 11.11.2017