Der Erlöser ist gekommen. Er steht am so genannten Dream Friday auf der Bühne und verkündet seinen Glauben an die Fähigkeit des Menschen zur Vollkommenheit. Er verspricht seiner mit leuchtenden Augen lauschenden Gemeinde, dass jede Krankheit geheilt werden könne, dass auch der Welthunger bezwungen werde, dass es überhaupt keine Probleme gebe, "die wir nicht lösen können". Aber dafür, so sagt dieser Strahlemann, der ganz leger mit einer Kaffeetasse in der Hand und aufgekrempelten Ärmeln auftritt, brauche es die globale Erfassung und Durchleuchtung, so dass sich "Tyrannen und Terroristen" nicht länger verstecken könnten. "Wissen ist gut, aber alles zu wissen, ist besser!" Und jetzt fehlt in diesem Saal und seinem sektenhaft euphorisierten Publikum eigentlich nur noch die Frage: "Wollt ihr die totale Transparenz?"
Nein, dieser freundlich lächelnde Konzernchef Eamon Bailey (Tom Hanks) stellt die Frage so nicht, sein totalitäres Programm soll sich nicht nach Faschismus anhören, sondern als Weltverbesserungsprojekt daherkommen. "Geheimnisse sind Lügen, die Verbrechen möglich machen", so lautet einer der vielen Circle-Slogans, an dem auch unser Gesichtserkennungs-Innenminister Gefallen finden könnte. Bloß dass Thomas de Maizière mit seinem finster entschlossenen Panikblick einen solchen Spruch, der alles Private als kriminell denunziert, nicht ganz so gut verkaufen könnte, wie Eamon Bailey das bei seinen gut gelaunten und zwischen Businessreport und Menschheits-Prophezeiungen changierenden Präsentationen gelingt. Tom Hanks spielt diesen Konzernchef ganz großartig, er wirkt hier wie eine charmante Mischung aus den Gurus des Start-up- und Elektronikzeitalters Steve Jobs, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos.
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