Frau Akbulut, ist es auch richtig, wenn ich Sie als weiße Wolke begrüße?
Ja, das ist mein Nachname übersetzt. Gökay, mein Vorname, heißt Himmelmond. Also Himmelmond weiße Wolke.
Sehr poetisch.
Ich habe aber keine indianischen Vorfahren.
Aber kurdische. Sind Sie auch Kurdin?
Genau, ich habe einen kurdischen Migrationshintergrund.
Sie legen Wert darauf, auf Ihren kurdisch-alevitischen Hintergrund zu verweisen. Was bedeutet das?
Sowohl die Kurden als auch die Aleviten sind oppositionelle Kräfte in der Türkei. Vom osmanischen Reich, über die Gründung der Türkischen Republik bis heute sind es die Gruppierungen in der Türkei, die am meisten unterdrückt worden sind.
Wollen die Kurden nach wie vor einen eigenen Staat?
Es gab sehr lange diesen Traum vom unabhängigen, souveränen Kurdistan. Aber ab dem Jahr 2000 kam es zu einem Paradigmenwechsel innerhalb der kurdischen Bewegung, man hat sich vom Nationalstaatskonzept gelöst und fordert eher autonome föderale, dezentrale Systeme.
Wieviel Selbständigkeit wollen die Kurden denn haben? Oder reicht es ihnen, wenn sie einfach ihre Sprache sprechen und ihre Traditionen pflegen können?
Alles, was in den letzten Jahren im Rahmen des Friedensprozesses erarbeitet oder erkämpft worden ist, wird jetzt unter der AKP-Regierung wieder zerschlagen. Verfassungsrechtliche Anerkennung kurdischer und ethnischer Vielfalt, kurdischer Sprachuntterricht an öffentlichen Schulen und kommunale Selbstverwaltung – das waren die drei zentralen Forderungen. Der Friedensprozess wurde dann einseitig von der türkischen Regierung beendet und seitdem laufen die Repressionen weiter.
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Charlotte Rath
am 06.09.2017In dem am 16.…