Dieser Film warnt vor sich selber! Die laute Musik und die Stroboskop-Effekte, so ist zu lesen, könnten für Epileptiker zum Problem werden. Aber es ist zu spät, die Bässe schlagen schon ein im Bauch, die Lichtblitze zerreißen schon den Raum. Techno will Tanz und Trance, duldet keine Distanz, keinen Widerspruch. Und mittendrin in diesem Knäuel zuckender Leiber die siebzehnjährige Tina (exzellent: Carolyn Genzkow), die auch dazugehören will. Es ist Nacht und verbotene Schwimmbad-Party, mit ihren Freundinnen ist sie durch ein Loch im Zaun geschlüpft, probiert Alkohol und Drogen ("Ich glaub, jetzt merk ich was!"), beäugt verstohlen den coolen Adam (Wilson Gonzalez Ochsenknecht), ist irritiert von einem Facebook-Foto und dann noch mehr von seltsamen Geräuschen beim Freiluftpinkeln. Da ist doch, ganz buchstäblich, was im Busch!?
Aber noch lässt der Regisseur Akiz seinen Nachtmahr nicht los. Er inszeniert zunächst lieber Bilder eines nächtlichen Unfalls, die von seiner Erzählung wiederholt respektive eingeholt werden, so wie das im neueren Horrorfilm geschieht oder auch in jenen Loops von Video-Installationen, die in modernen Galerien in Endlosschleife laufen. Der 1969 geborene Akiz, mit bürgerlichem Namen Achim Bornhak, hat an der Ludwigsburger Filmakademie studiert und arbeitet auch als Bildhauer. In seinem faszinierenden neuen Werk überschreitet er – trotz des extrem kleinen Budgets von knapp 100 000 Euro – souverän die Grenze zwischen bildender Kunst und Genrekino. Selten waren solch luzide Szenen von Teenage Angst und Paranoia zu sehen, und selten hat ein Regisseur derart darauf bestanden, dass sich die Verwirrungen der Pubertät, die Stürme der Adoleszenz, diese ganze Panik und Euphorie des Coming-of-Age nicht so komplett erklären und besänftigen lassen, wie das etwa einschlägige TV-Dramen vorgeben.
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