Viele Tausend Menschen erwarten die Schweizer am 1. Juni zur Eröffnung der einzigen Flachbahn durch die Alpen. Es soll ein Volksfest werden. Schließlich geht es um ein Jahrhundertprojekt. Und das auf dem wichtigsten Güterkorridor Europas, der Achse Rotterdam–Genua. Das Ziel: Zigtausende Güter sollen nicht mehr auf der Straße, sondern auf der Schiene transportiert werden. Ein "epochales Ereignis", lobt Hans-Jörg Bertschi von der Unternehmensgruppe Hupac, die auf den alpenquerenden Güterverkehr auf der Schiene spezialisiert ist.
Johann Niklaus Schneider-Ammann, der Bundespräsident der Schweiz, wird am 1. Juni mehrere Staats- und Regierungschefs empfangen. Neben der deutschen Kanzlerin wird auch Italiens Premier Matteo Renzi mitfeiern. Im Gegensatz zu Angela Merkel wird der Italiener nicht mit leeren Händen dastehen: Er wird den Schweizern versprechen, dass die drei großen italienischen Zufahrtsstrecken zur neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) in fünf Jahren – mit einer finanziellen Unterstützung der Eidgenossen – vollständig ausgebaut sein werden: 2020, pünktlich zur Eröffnung des Ceneri-Basistunnels zwischen Bellinzona und Lugano, dem letzten Schweizer Teilstück auf der Strecke.
Die Kanzlerin dagegen wird den Eidgenossen bei den Feierlichkeiten erklären, dass Deutschland die beiden zusätzlichen Gleise für den Güterverkehr auf der 182 Kilometer langen Rheintalstrecke zwischen Basel und Karlsruhe frühestens 2035 abschließen wird. Mit 20-jähriger Verspätung.
"Weltweites Gelächter" über S 21
Angela Merkel lag bekanntlich ein anderes Milliardenprojekt in Baden-Württemberg mehr am Herzen: Stuttgart 21 und der Bau einer Schnellstrecke über die Schwäbische Alb nach Ulm. Ein Scheitern des Großprojekts würde "Deutschlands weltweitem Ruf als zuverlässiger Wirtschaftspartner" schaden, erklärte sie Anfang der 2010er-Jahre immer wieder. Jetzt blamiert sich das Land der Ingenieure tatsächlich weltweit.
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Blender
am 06.06.2016