Achtung, ein Text mit langem Vorlauf! Im Jahr 1967 malte der Brite David Hockney ein zur Ikone gewordenes Kalifornien-Bild: eine Komposition mit strahlend wolkenlosem Himmel, hellrotem Bungalow nebst zwei grünen Palmen, dunkelblauem Pool, gelbem Sprungbrett und – "A Bigger Splash" – weiß spritzendem Eintauchwasser. Der Springer selbst ist untergetaucht und nicht mehr zu sehen. Zwei Jahre später, an der französischen Riviera und in einem Thriller von Jacques Deray, liegt der glitzernd attraktive und tief gebräunte Alain Delon am titelgebenden Swimmingpool, gleich wird sich die schöne Romy Schneider im schwarzen Bikini zu ihm gesellen.
Die beiden Schauspielstars waren mal ein Paar, jetzt, fünf Jahre nach der Trennung, sind sie erstmals wieder zusammen – allerdings nur vor der Kamera. Im Film haben sie sich in diese Villa unter südlicher Sonne zurückgezogen, sozusagen in ein üppig bewachsenes Jetset-Getto. Sie sehen sich an und begehren sich, sie liegen an- und aufeinander, und sie sind sich selbst doch nicht genug. So wird dieses ebenso träge wie falsche Idyll gestört durch zwei Neuankömmlinge – und der Pool am Ende zum Tatort. Das mörderische Spiel aber ging damals noch über die Filmhandlung hinaus: Der in französischen Unterweltkreisen verkehrende Delon war verwickelt in den Mord an seinem Chauffeur und Leibwächter, die Dreharbeiten zu "Der Swimming Pool", so wird vermutet, sollten ihm ein Alibi verschaffen.
Fast fünf Jahrzehnte später borgt sich nun der Regisseur Luca Guadagnino ("I am Love") den Titel des glamourösen Hockney-Gemäldes für ein Remake des abgründigen Thrillers. Auch die Namen der Protagonisten übernimmt er: Das nun von Tilda Swinton und Matthias Schoenaerts gespielte Paar heißt Marianne und Paul, das sich dreist andockende und von Ralph Fiennes und Dakota Johnson verkörperte Vater-Tochter-Gespann heißt Harry und Penelope. Es wird also wohl wieder so kommen, wie es damals kam. Und doch fühlt sich jetzt alles anders an. Wo es Jacques Deray nämlich um einen Genre-Film ging, der sich in seine hermetische Atmosphäre einschloss und dessen Szenen sich meist funktional ins Ganze fügten, führt Guadagnino seine Geschichte hinaus ins Offene.
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Demokrator
am 04.05.2016