Wenn Wolfgang Schorlau ein gesellschaftliches Problem sieht, schreibt er einen Krimi darüber, der in der Regel zum Bestseller wird. Das war mit der Privatisierung der Wasserwirtschaft so, mit den kriminellen Machenschaften bei der Pharmaindustrie, den Skandalen bei der Massentierhaltung, dem NSU-Komplex und jetzt ist es beim Kampf ums Klima so. Es sei, sagt der 73-jährige Stuttgarter Schriftsteller, die aktuell größte Herausforderung für die Menschheit. Die Bedeutung der Themen zeigt sich bei seinen Lesungen: Sie sind proppenvoll.
In seinem neuen Buch "Black Forest" geht es um die Planung eines Windrades auf dem Feldberg. Schorlau hat wie immer gründlich recherchiert. So kann sein Ermittler Georg Dengler beweisen, dass Infraschall keine Gefahr für Mensch und Tier darstellt, und auch den Versuch, das Windrad zum Schutz des Auerhuhns zu verhindern, entlarvt er als Manipulation. "Mit fossiler Energie werden drei Milliarden Euro verdient – täglich," sagt Schorlau. Dementsprechend hoch sei das Budget für Einflussname und Desinformation.
Einer der Protagonisten, ein Akteur der Industrielobby, weist "frappierende Ähnlichkeiten" mit einer real existierenden Figur auf, schreibt StZ-Autor Andreas Müller, der seine Pappenheimer kennt. Er nennt Klaus Mangold, den ehemaligen Daimler-Vorstand, russischen Honorarkonsul und Putin-Freund mit Wohnsitz im südbadischen Münstertal, dem Habitat des Auerhuhns. Mangold dementiert, versteht sich, aber seine Biografie bis hin zum Vorsitzenden des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft weist vielfältige Parallelen auf.
In seinen Lesungen geht Schorlau diesen Querverbindungen nach, sieht sich auch als politischer Aufklärer, der gerne dorthin geht, wo's wehtut. "Die fossile Industrie hat ihre Fürsprecher in Parteien und Parlamenten", sagt er, "es wird sehr auf die nächsten Wahlen ankommen." Dabei schont er auch die Grünen nicht. Er wirft ihnen vor, sich zu wenig um die sozial Schwachen zu kümmern. "Die Reicheren schaden der Umwelt viel mehr", betont der Bestseller-Autor, "aber die Ärmeren haben Angst, zur Kasse gebeten zu werden. Diese Angst müssen ihnen die Grünen nehmen, aber für sie haben sie nichts im Angebot."
Mit Moderator Stefan Siller spricht Wolfgang Schorlau über seine Recherchen, seine Erfahrungen bei Lesungen und seine Forderungen an die Parteien. Und er wird auch aus seinem Roman lesen.
"Wolfgang Schorlau. Die Klimakatastrophe und die sozialen Folgen" am Montag, 10. Februar 2025 um 20 Uhr im Kulturzentrum Merlin, Augustenstraße 72, Stuttgart-West. In die Veranstaltung einführen wird Josef-Otto Freudenreich. Da der Autor auf ein Honorar verzichtet, ist der Eintritt frei. Kontext freut sich jedoch über eine Spende. Um Anmeldung wird gebeten – bitte hier entlang.
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