Mehr ist es nicht. So sieht das innere Bild von Demagogen aus. Unsere wichtigste Botschaft: dieses Bild nachvollziehen zu können, zu verstehen, wie einfach und wie gefährlich es ist - und anderen davon zu erzählen. Denn Rechtspopulismus funktioniert nicht ohne ein demagogisches Gesellschaftsbild. Der Vorteil: Wer dieses Bild verstanden hat, wer erkennt, welche Eskalationsspiralen darin eingebaut sind und wie gefährlich diese wirken können, ist in Zukunft gefeit, sich von Rechtspopulisten verführen zu lassen.
Wir und die Anderen
Sich zwei Gruppen vorzustellen und sich einer der beiden Gruppen gedanklich zuzuordnen, ist per se noch nichts Schlechtes. In vielen Fällen ist das durchaus berechtigt. "Wir" und "Andere" sind Alltagsbegriffe, jeder und jede verwendet sie. Um zu wissen, wer wir sind und zu wem wir gehören, benötigen wir Einteilungen: Männer und Frauen, Jung und Alt, eigene Firma oder Konkurrenz.
Das Demagogische ist nicht die Einteilung in zwei Gruppen. Es ist die Intensität und die Ausschließlichkeit.
Daran lassen sich Demagogen erkennen:
1. Die Radikalität
Sie trennen die Wir und die Anderen radikal. Es gibt (fast) keine verbindenden Merkmale. Die Anderen müssen völlig anders sein und dürfen gar keine Züge der Wir aufweisen.
2. Die Aggressivität
Sie belegen die Anderen mit einer aggressiven und ausgrenzenden Sprache.
3. Die Ausschließlichkeit
Sie zeichnen die Wir nur als gut und wahr, die Anderen ausschließlich als böse und falsch.
4. Die Kriegsrhetorik
Sie dramatisieren eine tiefe Feindschaft zwischen den Wir und den Anderen. Zwischen den Wir und den Anderen tobt ein Kampf auf Leben oder Tod.
5. Die Negativität
In ihrer politischen Werbung setzen Demagogen überwiegen auf Negativthemen.Rechtspopulistische Politik ist vor allem ein Kampf gegen die Anderen.
6. Das Geschäft mit der Angst
Demagogen sprechen gezielt Ängste an, verstärken sie und lenken sie auf die Anderen um. Denn die Anderen sind schuld, wenn Wir Angst haben. Demagogische Politik ist Angst-Politik und Demagogen sind Angst-Experten.
7. Das autoritäre Element
Demagogische Bewegungen sind notwendig autoritär. Sie stehen unter der direkten Leitung einer Gruppe, eines Führers oder einer Führerin. Wir nennen diese Führungsspitze das Super-Wir.
8. Die Demokratiefeindlichkeit
Demagogische Politiker wollen nicht nur an die Macht kommen oder eine Regierung bilden. Sie drängen nach radikaler Umgestaltung des politischen Systems. Demagogen wollen die Demokratie und ihre Institutionen autoritär umbauen.
Wir sind "das Volk"
Alles, was Demagogen tun, tun sie – so behaupten sie zumindest – für "das Volk". US-Präsident Donald Trump hat in seiner Antrittsrede versprochen: "Wir nehmen die Macht von Washington D.C. und geben sie an euch, das Volk, zurück." Schon Jörg Haider (1950-2008), langjähriger Chef der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und einer der ersten äußerst erfolgreichen Demagogen der Nachkriegszeit, sagte zu seinen Anhängern: "Viele Bürger fürchten mit Recht, dass die Regierung das Volk austauschen will, weil es sich bei Wahlen nicht mehr gehorsam zeigt." Auch der heutige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sagt: "Bevor die Politiker das Volk austauschen, wird das Volk die dafür verantwortlichen Politiker austauschen." Gerne ruft er auch seinen Anhängern auf Wahlveranstaltungen zu: "Ihr seid das Volk."
"Wir sind das Volk", lautet auch der Kampfspruch der Alternative für Deutschland (AfD) und der Pegida-Bewegung ("Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes"). Eine derart konstruierte homogene Gemeinschaft schließt alle Anderen, etwa Neuankommende im Land, aus.
"Mein Volk will es." Mit diesen Worten propagierte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdo˘gan die geplante Wiedereinführung der Todesstrafe nach dem verhinderten Militärputsch im Sommer 2016. Mit denselben Worten rechtfertigte der ungarische Premierminister Viktor Orbán die neue ungarische Verfassung. Der niederländische Demagoge und Parteichef der "Partei für die Freiheit" (PVV), Geert Wilders, wirbt schon lange mit dem Slogan "eigen Volk eerst". Die französische Front-National-Chefin Marine Le Pen stellte ihren gesamten Wahlkampf 2017 unter das Motto "Au Nome du Peuple", auf Deutsch: "Im Namen des Volkes".
Wer ist aber "das Volk"? "Das Volk" – und das ist der zentrale Punkt – gibt es gar nicht. Es ist schlichtweg eine Erfindung. "Das Volk" ist eine rhetorische Floskel, die Demagogen nützen, um sich selbst von anderen Politikern abzugrenzen. Denn nur sie alleine, so die Behauptung, verkörpern den einen Willen des einen Volkes. So behauptet etwa die FPÖ: "Da wir aber wissen, was wir wollen, und wissen, was die Österreicher wollen, und da unser Weg immer breitere Zustimmung erfährt, werden wir weiterhin als Stimme jener auftreten, denen das regierende politische System die Stimme nimmt."
Wir sind "Henk und Ingrid", sind die "Normalos"
Die Wir sind idealisierte Menschen, die nirgendwo anzutreffen sind. Sie sind nur "brav", "arbeitsam", "bürgerlich", "modern", "tüchtig" und so fort. Innerhalb dieser Wir-Gruppe gibt es keine Konflikte, keine Spannungen, keine Probleme.
7 Kommentare verfügbar
Fritz Huber
am 07.08.2017démos = das Dorf, nicht Volk
der Sorros-Leak hat ja gezeigt, dass die Linken am kompatibelsten mit seiner Vorstellung von NWO sind – NWO bedeutet zwangsweise Rassenvermischung, Zerstörung von Nationen und Herrschaft einer kleinen Elite.
Ein Trost – wenn ihm dieser Plan gelingt…