Fraktionschef Bernd Gögel gibt den Herrn Kaiser von der Hamburg-Mannheimer, sein Vorgänger Jörg Meuthen den Biedermann, und Alice Weidel die heilige Johanna der Geknechteten. Einer davon trägt ihr immer die Tasche hinterher. Und alle, obwohl untereinander spinnefeind (was nicht AfD-spezifisch ist), versichern den ReporterInnen, sie seien sehr zufrieden mit dem soliden Ergebnis (was mit Ausnahme der CDU auch alle anderen behaupten). Das gilt ebenso für den Dank an die Wählerinnen und Wähler ("Zunächst möchte ich sagen …"), die sich weder vom Verfassungsschutz, noch vom Virus, noch von der Antifa haben abhalten lassen, der AfD ihre Stimme zu geben. 28 Prozent davon sollen Arbeiterinnen und Arbeiter gewesen sein, schätzen Demoskopen, was den Rückschluss erlaubt, dass Teile der Arbeiterklasse der grünen Versöhnung von Ökonomie und Ökologie nicht so recht trauen, der SPD aber auch nicht, mit der sie immer seltener Seit' an Seit' schreitet.
Und die Linke? Sie hat es wieder nicht geschafft. Wieder bemüht sie die widrigen Umstände, das diskriminierende Wahlrecht, das kleine Geld, das Werbung klein hält, die Pandemie, die den Straßenwahlkampf schwer macht. Und wieder stellt sich die Frage, warum sie mit den richtigen Themen in Baden-Württemberg keine Schnitte macht? Allein die Vorstellung, dass da mal jemand richtig linke Opposition im Landtag, den Grünen und Roten richtig Dampf machen würde, hinterließe doch schon Glücksgefühle. Nicht ohne Grund plädiert Kontext immer wieder für ein demokratischeres Wahlsystem. Zuletzt im Dezember vergangenen Jahres und aktuell in dieser Ausgabe, in der die Notwendigkeit der Reform begründet wird.
Solange es aber ist, wie es ist, können wir uns nur Richtiges wünschen. Formuliert ist es als Brief an die regierenden Grünen, die über ihr Wahlprogramm geschrieben haben: "Wachsen wir über uns hinaus".
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Manuel Hummel
am 21.03.2021