Jetzt seid ihr nochmal am Drücker, das dritte Mal bereits, nun habt ihr sogar fast alle Direktmandate geholt. Die Hoffnung vieler Menschen, denen der Planet nicht am Arsch vorbeigeht, ruhen auf euch. Die Hoffnung vieler, die sich in Baden-Württemberg einsetzen für erneuerbare Energien, für Nachhaltigkeit, Toleranz, Geflüchtete und eine lebenswerte Gesellschaft, in der keineR hinten runter fällt. Wir wünschen uns, dass ihr diese Hoffnungen nicht enttäuscht.
"Wir wollen eine Inspiration für viele sein, die für Klimaschutz kämpfen", steht in eurem Wahlprogramm. Dann seid diese Inspiration. Und versteckt euch nicht hinter euren Koalitionspartnern. Einfach mal weniger Thomas Strobl wagen, im übertragenen Sinne natürlich. Ja, Politik beruht auf Kompromissen. Der Klimawandel kennt aber keine. Dieser Wahlausgang ist ein glasklares Klima-Voting. Und das in einem reichen Bundesland, das Geld und Kapazität hat, diesem Klimawandel weit entschiedener entgegenzutreten als in den vergangenen zehn Jahren, in denen ihr Baden-Württemberg mitregiert habt.
Gewählt wurdet ihr auch von vielen jungen Menschen, die mit aller Kraft für die Zukunft unseres Planeten einstehen. Das ist, mehr denn je, ein echter Auftrag. Also fangt in Baden-Württemberg damit an, einen sichtbaren Wandel voranzutreiben. Rettet die Bienen! Rettet den Wald! Kümmert euch um echte Kreislaufwirtschaft! Baut Windkraftanlagen und Solarparks! 731 Windkraftanlagen sind in Baden-Württemberg in Betrieb, 12 mehr als 2019, das ist: ein Witz. Also unterstützt, wie Kretschmann es kürzlich versprochen hat, ein neuen Bundesgesetzes für den schnelleren Windkraft-Ausbau. Und hört damit auf, eure Wählerschaft zu enttäuschen mit depperten Ideen wie neuen Abwrackprämien und Diesel-Unterstützung.
Luft ist zum Atmen da!
Fast ein Drittel aller klimaschädlichen Emissionen entfallen in Baden-Württemberg auf den Verkehr. Während es in anderen Bereichen gelungen ist, die Treibhausgase deutlich zu reduzieren, klappt das beim Mobilitätssektor nur sehr bedingt. Unter anderem weil immer mehr Autos unterwegs sind. Das Statistische Landesamt geht von einer weiteren Zunahme bis 2025 aus. Am oberen Ende der Skala wären dann auf 1.000 EinwohnerInnen 696 PKWs unterwegs. Das freut vielleicht Daimler, aber nicht so sehr die Umwelt.
Über die vergangenen Jahre ist die Luft in Baden-Württembergs Städten etwas besser geworden. Aber noch nicht gut genug, um Gerichte zufriedenzustellen. Die messen dem Recht, sich nicht von Abgasen vergiften zu lassen, einen hohen Stellenwert bei und haben schon mehrfach Zwangsgelder gegen die Landesregierung verhängt. Aber obwohl der Verwaltungsgerichtshof Mannheim im Mai 2020 bestätigte, dass ein vom Stuttgarter Verwaltungsgericht verhängtes Zwangsgeld von 25.000 Euro an die Kinderkrebshilfe rechtmäßig ist, probierte es der grüne Verkehrsminister Winfried Hermann zwei Monate später auf Druck der Union mit einer "Vollstreckungsabwehrklage". Doch der Eilantrag scheiterte, weil die Klage "aller Voraussicht nach" keinen Erfolg haben würde, wie die zuständigen Richter am LG Stuttgart betonten. Es wäre wünschenswert, wenn die Landesregierung die gerichtlich mehrfach bestätigten Urteile respektiert und für eine Atemluft sorgt, die den Ansprüchen der Legalität genügt.
3 Kommentare verfügbar
D. Hartmann
am 19.03.2021"Die Hoffnung stirbt zuletzt."
Und:
"Where there is no vision, there is no hope” (George Washington Carver)
Aufgrund der seit Ende 2011 praktizierten Visionslosigkeit von Herrn Kretschmann muss man das eigentlich anders gemeinte Zitat wörtlich nehmen:
Im Ländle…