KONTEXT:Wochenzeitung
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Elend und Hoffnung

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Besinnliche Tage, wo seid ihr nur hin? Angesichts der Corona-Pandemie und den begleitenden Beschränkungen fragen sich das momentan vermutlich viele. Mag Besinnlichkeit auch sehr unterschiedlich definiert werden – für die einen Nüsse knacken und Zimtsterne essen rund um den Adventskranz, für die anderen gemeinschaftliche Glühwein-Dröhnung mit anschließender Gehweg- oder Grünflächen-Bereiherung – Weihnachten gleicht dieses Jahr eher einem "Fest der Leere". Wobei die Beschäftigung mit der Leere und der Passivität auch durchaus anregend sein kann, wie Kontext-Redakteur Minh Schredle mit einem Streifzug durch Elaborate abendländischer Geistesgrößen beweist.

Aber zurück zur Besinnlichkeit, oder besser gesagt, der Heuchelei ob derselben. Denn besinnlich war's sowieso nie für alle in der Weihnachtszeit, und daran erlauben wir uns in dieser Kontext-Weihnachtsausgabe auch ein wenig zu erinnern. Für eine alleinerziehende Aufstockerin wie Fati Abu nicht, die das ganze Jahr über eigentlich zu wenig Geld zum Leben hat. Für Wikileaks-Gründer Julian Assange nicht, der momentan in britischer Haft einer ungewissen Zukunft entgegen sieht – Anfang Januar wird über seine Auslieferung in die USA verhandelt, wo ihm 175 Jahre Haft drohen. Ein Skandal, findet Ex-Justizministerin Herta Däubler-Gmelin, die sich exklusiv für Kontext der rechtsstaatlichen (oder auch nicht) Aspekte im Falle Assange annimmt und fordert, "Julian Assange unverzüglich frei zu lassen". 

Besinnlich war und ist es sowieso nie für die Tiere in den Schlachthöfen, die auch diese Weihnachten wieder zuhauf als Festtagsbraten verenden, nachdem sie unglaubliche Qualen durchmachen mussten. Gelegentlich wird ihr Leid auch dokumentiert, deswegen gab es in Baden-Württemberg und um Landwirtschaftsminister Hauk erst vor einigen Wochen einen Skandal, der mittlerweile fast vergessen scheint.

Großes Elend auch bei der Deutschen Bahn, deren Schulden ins Uferlose wachsen. Das hat mehrere Gründe, wie Winfried Wolf auseinanderklamüsert, ein sehr gewichtiger davon ist Stuttgart 21 – so sehr sich der frisch gewählte Stuttgarter OB Frank Nopper auch auf die schräge neue Tiefhaltestelle freut.

Aber ganz runterziehen wollen wir Sie auch nicht, liebe Leserinnen und Leser. Es gibt auch Vieles, das Hoffnung macht. Und damit meinen wir nicht nur den VfB. Sondern auch Menschen wie Luk Bornhak, der nicht will, dass aus seiner Behinderung eine große Sache gemacht wird und der sich als "Inkluenzer" sieht – eine Kombination aus "Inklusion" und "Influencer". So setzt er sich dafür ein, dass Inklusion und Diversität in unserer Gesellschaft selbstverständlicher werden. Hoffnung machen auch die StudentInnen des Studiengangs Verpackungstechnik an der HdM Stuttgart, die sich mit umweltfreundlicheren, nachhaltigeren Verpackungslösungen befassen.

Noch besser als umweltfreundlichere Verpackungen wären natürlich gar keine Verpackungen, und eigentlich stünden die Chancen dafür wegen der Lockdown-gebremsten "Heiligen Kaufnachten" gar nicht so schlecht. Und trotzdem: Vermutlich wird sich Amazon-Chef Bezos allein durch das Weihnachtsgeschäft zwei neue Karibikinseln mit Luxus-Resort dazu verdienen. Aber wenn Sie ihm die Freude darüber wenigstens ein bisschen vermiesen möchten, liebe LeserInnen, wir haben da eine Idee: Spenden Sie einfach für Kontext! Das empfehlen auch Nisha Toussaint-Teachout und Charlotte von Bonin von den Fridays for Future, die unseren Journalismus als ehrlich und unmissverständlich loben.


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2 Kommentare verfügbar

  • Philipp Horn
    am 23.12.2020
    Antworten
    Wünsche Euch schöne Weihnachten & einen guten Start in ein erfolgreiches Jahr 2021 :)
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