Äußerlich machte sie nicht viel her, als sie am 5. März unter dem Titel "Vernichtungskrieg. Verbrechern der Wehrmacht 1941–1944" in Hamburg der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auf 400 Quadratmetern sah man auf schlichten Schautafeln 1400 Dokumente und Fotos, meist verwaschene Amateuraufnahmen. Restlos Flachware, wie der Ausstellungsprofi zu sagen pflegt.
Aber um Ausstattung, Design und Architektur ging es dem Historikerteam unter der Leitung von Hannes Heer auch gar nicht. Die Inhalte sorgten für Erregung: Die Wehrmacht, so die Grundaussage, war Teil von Hitlers Vernichtungskrieg im Osten. Und zwar nicht nur mal hier und da, sondern flächendeckend und systematisch. Dieser Leitgedanke wurde am Beispiel Serbiens, der 6. Armee auf dem Weg nach Stalingrad und am Beispiel Weißrusslands demonstriert.
Aufgeräumt mit der Legende der sauberen Wehrmacht
Die historischen Tatsachen waren in Grundzügen schon seit den Nürnberger Prozessen in den frühen Nachkriegsjahren bekannt. Doch in der Zwischenzeit waren sie von der Legende der "sauberen Wehrmacht" verdrängt worden. Nun diese verstörenden Bilder: feixende Landser unter Galgen mit erhängten Frauen. Menschenjagden. Erschießungen.
Daran gab es Kritik, von Anfang an. Die Tournee der Wehrmachtsausstellung durch 34 deutsche und österreichische Städte wird zum Spießrutenlauf polit-historischer Emotionen. 1995, also fünfzig Jahre nach Kriegsende, leben noch sehr viele ehemalige Wehrmachtsangehörige, selbst solche, die den Krieg von Anfang bis Ende mitgemacht hatten. Die Überlebenden des schwer dezimierten Jahrgangs 1920 sind gerade mal Mitte siebzig.
Parteiübergreifend wenden sich vor allem ehemalige Offiziere gegen die Fotoschau. Altkanzler Helmut Schmidt, ehemals Oberleutnant der Wehrmacht, verwahrt sich gegen die "pauschale Diffamierung der deutschen Soldaten". Altbundespräsident Richard von Weizsäcker zeigt sich schockiert. Er hat den Zweiten Weltkrieg von Beginn an als Offizier mitgemacht.
Initiatoren als Nationalmasochisten beschimpft
Selbst der Bundestag debattiert über die Ausstellung, für die Presse war es "eine Sternstunde des Parlaments". Otto Schily (SPD) kämpft mit den Tränen, als er das Schicksal seiner eigenen Familie im Krieg darstellt. CDU-Rechtsaußen Alfred Dregger verdammt das Projekt als "Schande für Deutschland", nennt die Initiatoren "Nationalmasochisten", fordert "Verachtung, besser noch Nichtbeachtung" der Ausstellung.
3 Kommentare verfügbar
Ulrich Frank
am 28.02.2015