Herr Stein, im öffentlichen Dienst beginnt die Tarifrunde. Verdi fordert acht Prozent, mindestens 350 Euro mehr, plus zusätzliche freie Tage. Wer soll das bezahlen?
Die Personalkosten tragen natürlich die Kommunen und der Bund. Für die klammen Kassen in den Kommunen können die Beschäftigten aber nichts. Die Bundes- und die Landesgesetzgebung haben dafür gesorgt, dass die Kommunen immer mehr Aufgaben haben, zum Beispiel bei der Unterbringung von Geflüchteten. Da sind einfach Tätigkeiten verteilt worden an die Kommunen, aber die Mittel dafür sind den Kommunen nicht zur Verfügung gestellt worden. Und das Land nehme ich da auch in die Verantwortung. Das kommt seit Jahrzehnten seinen Investitionsverpflichtungen zum Beispiel in Kliniken nicht nach. Aber es wälzt die Kosten auf die Kliniken oder auf die Kommunen ab. Und wir fragen uns natürlich, warum denn die Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die für die Daseinsvorsorge da sind, die Zeche dafür zahlen sollen, dass die Bundespolitik diese Entscheidung getroffen hat.
Andererseits: Was nutzen gute Tarifabschlüsse, wenn klamme Kommunen am Ende dann – Beispiel Tübingen – in der Kultur kürzen oder weniger Erzieher:innen einstellen oder Schwimmbäder schließen?
Nochmal: Wenn der Bund für mehr Ausgaben sorgt, dann muss er auch für mehr Einnahmen sorgen. Der Bund könnte ja endlich mal die Superreichen und Reichen in diesem Land stärker beteiligen. Auch das Land kann für mehr Einnahmen sorgen. Wenn der Staat zu wenig Geld hat, darf er vor allem keine Steuergeschenke machen an Superreiche und Reiche, wie es einige Parteien in ihre Wahlprogramme geschrieben haben. Darum müsste es jetzt auch in der Bundestagswahl gehen. Einerseits haben wir eine Verschiebung von Vermögen weiterhin zu Reichen und Superreichen. Andererseits heißt es immer, wenn die Beschäftigten im öffentlichen Dienst mehr Geld wollen, weil auch ihre Kosten steigen, dass kein Geld da ist.
5 Kommentare verfügbar
Christine Mollenhauer
vor 3 WochenDas hat ja die Kleinpartei…