Hat Elon Musk bei der Amtseinsetzung von Donald Trump am vergangenen Montag tatsächlich den Hitlergruß gezeigt? Absichtlich? "Schande! Die Tabubrüche erreichen einen für die gesamte freie Welt gefährlichen Punkt", findet zumindest Multitalent Michel Friedman. Oder war's doch eine unbedachte Geste, geäußert in einem Moment der Begeisterung, wie die US-amerikanische "Anti-Defamation League" erkannt haben will, die sich sonst gegen Antisemitismus einsetzt? Musk selbst ist erwartbar wenig aufgeregt und twittert, er fände Hitler-Nazi-Vergleiche "ermüdend".
Man könnte allerdings auch sagen, da hat er sein wahres Gesicht gezeigt. Ist das ein Vorbote eines unverhohlenen Faschismus, der mit Trump nun Staatsdoktrin wird? Sicher ist, dass die Mega-Tech-Konzerne mit Twitter-/X-Besitzer Elon Musk mittlerweile einen Vertreter in der US-Regierung haben. Und das sollte demokratischen Staaten große Sorgen bereiten.
Währenddessen schießt US-Präsident Donald Trump erneut gegen etablierte Medien in den USA und kann ihnen und den für sie arbeitenden Journalist:innen das Leben äußerst schwer machen, wie das linke US-Magazin "Jacobin" eindrücklich schildert.
Aber auch im deutschsprachigen Raum ist Vorsicht geboten. "Am einfachsten wird es in Österreich sein, unliebsamen Zeitungen den Stecker zu ziehen", meint unsere Autorin Johanna Henkel-Waidhofer. Auch ein Blick nach Ungarn hilft: "Wer wissen will, wovon Politiker:innen der 'Alternative für Deutschland' (AfD) medienpolitisch träumen, was passiert, 'wenn wir am Ruder sind', wie die Bundesvorsitzende Alice Weidel sagt, muss Viktor Orbán in den Blick nehmen."
Alice Weidel war kürzlich im ZDF zu sehen. Und verbreitete Quatsch zum Thema Windkraft. Was dagegen tun? Faktenchecks bereitstellen? Ob das wirklich hilft, hat unser Autor Jürgen Lessat anhand einer Studie unter anderem der Uni Hohenheim beschrieben. Offenbar – so viel vorab – ist das eigene Weltbild wichtiger als Fakten.
Weltbilder torpedieren und ins Wanken bringen ist genau das, was professionelle Desinformation bewirken soll. Eine Verschärfung der Debatten, Verlust des Vertrauens in Medien und Institutionen, Verunsicherung. Da kommt ein alternatives Weltbild, das mit Fakten nichts zu tun haben will, gerade recht! An dem zimmert seit vielen Jahren die extreme Rechte auch im deutschsprachigen Raum und hat mittlerweile einen ganz eigenen Medienkosmos geschaffen, der vor allem mit Emotionen, mit Angst, Hass und Verachtung arbeitet. Wer braucht schon die "Tagesschau" oder eine Tageszeitung, wenn er "Auf1" hat, den Kopp-Verlag und PI-News? Wohin das führen kann, hat in den USA der Sturm auf das Kapitol gezeigt. Denn wer sich bedroht fühlt und in einer Blase lebt, in der ständig gehetzt wird, der findet irgendwann auch Gewalt zum vermeintlichen Selbstschutz legitim.
Puh, schwere Kost. Um die Laune wieder in erträgliche Gefilde zu lenken, empfiehlt sich an dieser Stelle erhebende Lektüre: "Eine Ananas, habe ich gelesen, reift schneller, wenn man sie auf den Kopf stellt", schreibt unser Kolumnist Joe Bauer. Und stellt fest: "Nun bin ich keine Ananas, nicht ganz so stachlig." Doch selbst wenn er sich nicht selbst auf den Kopf stellen mag – so manche Zustände müssten wohl mal wieder vom Kopf auf die Füße gestellt werden.
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Philipp Horn
am 22.01.2025