Das sei die "Knüllerbotschaft", die ihm wichtig ist, um wegzukommen vom Niveau des Stammtischs und der Talkshows. Er höre immer nur von Problemen, erzählt Hermann. Woher kommen die Ressourcen für die Batterien? Welche Umweltschäden entstehen? Was ist mit der Reichweite? Wo kann man laden? Ist es nicht nachhaltiger zu warten und ein altes Fahrzeug zu nutzen, bis das Wasserstoffauto kommt? Und überhaupt: Woher beziehen die Chinesen den Strom? Aha, aus Kohlekraftwerken. O-Ton Hermann:
"Wir können nicht länger das eigene Nichtstun mit dem ausbleibenden Tun der andern entschuldigen."
Wir erinnern uns an das legendäre Diktum von Kanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU), anno 1969: "Ich sage nur China, China, China." So weit ist es wieder. Sind die Autobosse nur wegen China, wo der Stromer praktisch Pflicht ist, so grün? Weil sonst der weltgrößte E-Automarkt wegbricht? Hermann meint, selbstverständlich sei das ein Grund. Ohne China keine Schnitte. Auch die EU mit ihrem Verbrennerverbot ab 2035 habe gewirkt. Aber eben nicht nur. "Kommerz und Klima sind gleichwertig in diesen Unternehmen", sagt der Grüne. "Das ist neu." Källenius sei kein Zetsche und Zetsche kein Schrempp, vergleicht er die Vorgänger des Schweden.
Papa, und was machst du?
Und noch einen Grund führt er an: Bei Managern zu Hause sind Kinder, die bei "Friday for Future" sind und Fragen haben: Papa, wir haben nur einen Planeten. Und was machst du? Das befördere ein "neues Bewusstsein" bei den Chief Executive Officers, vermutet der gelernte Pädagoge und verweist auf eine Passage in Källenius' Text, in der jener als "wichtigste Aufgabe unserer Generation" formuliert:
"Wir wollen unseren Beitrag leisten für den Wandel hin zu einer CO2-neutralen Gesellschaft. Das ist angesichts des Klimawandels unsere Verpflichtung als verantwortungsvolles Unternehmen – und das Herzstück unserer Strategie."
Ab Mitte dieser Dekade, verspricht der Vorstandschef, würden alle neuen Fahrzeugarchitekturen rein elektrisch sein, und jetzt hofft der Verkehrsminister, dass darunter auch kleine Mercedesse sind.
In diesem Sinne argumentieren alle. Jeder will nachhaltig sein, klimaneutral werden und strotzt vor Zuversicht. "Packen wir's an", sagt Källenius. "Wegducken ist keine Lösung", assistiert Bosch-CEO Stefan Hartung und setzt auf Vielfalt. E-Antrieb, Wasserstoff, Brennstoffzelle, Hybrid, Verbrenner, ja auch auf den, weil er beispielsweise in Brasilien noch lange "vorherrschend" bleiben werde. Jede einzelne dieser Technologien müsse optimal bedient werden, weil die Herausforderung größer nicht sein könne. O-Ton Hartung:
"Die Bedrohung durch den Klimawandel ist so groß, dass wir keine technische Lösung von vornherein ausschließen sollten. Jedes Gramm CO2 zählt – und Technologie ist einer der wichtigsten Hebel. Wir sollten ihn schnell, konsequent und mit seinem ganzen Potenzial einsetzen."
Da mag Hildegard Müller, die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), nicht zurückstehen. Sie preist ihre Mandantschaft über alle Maßen. Selbige sei "fest entschlossen", die Transformation zu einer "Erfolgsgeschichte" zu machen. Die deutschen Hersteller böten schon heute 130 E-Modelle weltweit an und die Palette werde ständig erweitert. Als frühere CDU-Staatsministerin bei Angela Merkel kann sie sich aber des Eindrucks nicht erwehren, dass die gegenwärtige Politik zu viel behördlichen Schwergang hat, zu wenig in Ladestationen investiert, und die Ampel das Liefern vergisst. Das muss auch einmal gesagt werden.
Auch Noch-IGM-Chef Zitzelsberger denkt groß
Am Bodensee reicht der Horizont weiter. Dort hat die ZF Friedrichshafen ihren Sitz, ein international agierender Technologiekonzern mit 160.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 43,8 Milliarden Euro. Im Gegensatz zu seinen Kollegen spart Vorstandschef Holger Klein mit Lobpreisungen. Er versteht die Skepsis beim Publikum und arbeitet mit bescheidenen Zahlen. Beispiel: Derzeit sind in Deutschland etwa eine Million Elektro-Pkw registriert – zwei Prozent der gesamten Flotte. Fazit: Trotz üppiger Förderung, trotz immer attraktiverer Modelle, trotz eines sechs Milliarden teuren Masterplans zur Ladeinfrastruktur hängt die deutsche Mobilität weiterhin am Benzin- und Dieselmotor. O-Ton Klein:
5 Kommentare verfügbar
Schmiddi
am 08.12.2023Die drei Jungs vom Källenius halten die Luft an bis sie blau werden, „ond wenn mir schderbet no bisch du schuld“ (die Mutter ist Schwäbin) und zwingen ihren Vater so zur Produktion von Öko-Stadtpanzern (2,5 Tonnen und 400 PS). Was klar beweist: „Klima…