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Brücken schlagen

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Wenn selbst Autobauer und deren Fans plötzlich in Klimaschutz machen, dann ist es ernst mit der Welt. So geschehen in der neuesten Publikation des grünen baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Hermann, der insbesondere damit auffiel, öfter mal und entgegen der Gewohnheit sonstiger Minister:innen mit dem Fahrrad vorzufahren. "Auch du, Hermann!", möchte man da in Reminiszenz an den ollen Cäsar ausrufen in Richtung desjenigen, der uns doch erst gerade den hübschen Radweg zwischen Böblingen und Stuttgart (mit Beleuchtung im Wald!) beschert hat. Machste jetzt in Autos? Es gehe nicht anders, sagt Hermann im Gespräch mit Josef-Otto Freudenreich. "Alle Bosse bekennen sich zum E-Auto, alle legen ein extrem klares Bekenntnis zum Klimaschutz ab". Sodele, sagen wir Schwaben, dann viel Glück beim Brückenschlag. Erfunden hat "Sodele" – und auch "Jetzedle", die zwei Worte, die Schwaben bis heute bundesweit lächerlich machen – übrigens der Komiker Willy Reichert, dem Dietrich Heißenbüttel in dieser Ausgabe eine Geschichte widmet.

Aber zurück zum Brückenschlag: Der diesjährige Friedenspreis des Stuttgarter Bürgerprojekts Die Anstifter, koordiniert von unserem Kolumnisten Peter Grohmann, geht dieses Jahr an die Seebrücke Baden-Württemberg. Die setzt sich seit Jahren und unermüdlich für sichere Fluchtwege ein und vehement dagegen, dass Menschen elendig im Mittelmeer ersaufen (allein in diesem Jahr sind es mindestens 2.500 Männer, Frauen und Kinder auf der Flucht gewesen). Die Verleihung findet im Rahmen der Friedensgala am Sonntag, 10. Dezember, 11 Uhr im Theaterhaus in Stuttgart statt.

Wie es denen geht, die versuchen, Geflüchtete vor dem Ertrinken zu retten, hat Samuel Müller live mitbekommen. Kontext hat ihm einige sehr lesenswerte Geschichten zu verdanken – über Wohnungslose während Corona beispielsweise, oder über den syrischen Juristen Alaa Aljarmakany, der in Stuttgart zum Lokführer umschulte. Nun hat Samuel Müller selbst umgeschult, von Text auf Film. Am kommenden Freitag, 8. Dezember, zeigt er seine Doku "Porta d'Europa" über eine Seawatch-Mission und das Versagen der europäischen Menschenrechtspolitik im Stuttgarter EM-Kino. Los geht's um 18 Uhr.

Brücken zum Einsturz gebracht, um in der Analogie zu bleiben, hat bundesweit und drüber hinaus René Benko. Der Multimilliardär, der sich ein undurchsichtiges Firmenimperium nebst Finanzgeflecht gebastelt hat, das nun vermutlich an sich selbst erstickt. Und wie immer, wenn ein Großer kippt, auch einer ganzen Menge Unbeteiligter die Luft abdrücken wird. Zu viele, die etwas zu sagen haben, hatten sich in der Vergangenheit von Benkos Tiroler Akzent beeindrucken lassen, der klinge halt so schön nach Skiurlaub, schreibt Johanna Henkel-Waidhofer. Sie hat zusammengefasst, was die Signa-Schieflage für Stuttgart bedeutet und wie sich auch Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper vom Ösigarchen Benko hat blenden lassen.

"Wir sehen uns mehr im Gestalten vom Miteinander als im Gestalten von schönen Oberflächen", sagt dagegen Fabian Stuhlinger vom Wandel.Handel im Stuttgarter Osten. Der Unverpacktladen mit Nüssen, Nudeln, Gemüse & Co. will nicht nur Laden sein, sondern auch Nachbarschaftsprojekt, ein Ort der Gemeinschaft und der Wissensvermittlung. Oder wussten Sie, dass eine industriell gewaschene Karotte durch die ganze Rüttelei Bitterstoffe entwickelt? Nein? Eben. Hier geht's zum Artikel.

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