"Als in den 1990ern in Stuttgart die ersten City-Logistik-Projekte auftauchten, war die IHK Stuttgart bereits involviert und hat die Vorhaben unterstützt. Beispielsweise haben wir im Rahmen eines Pilotprojektes eines Paketdienstleisters Flächen in unserer Tiefgarage zur Verfügung gestellt, um dort Lastenräder über Nacht sicher abzustellen", erzählt Götz Bopp von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart. Der Paketdienstleister war UPS, funktioniert hat das Konzept aber nicht. "Mit den ersten Bemühungen, klassische City-Logistik umzusetzen, bei der die Sendungen außerhalb der Stadt konsolidiert und dann gebündelt ins Zentrum gebracht werden, war man in den 90ern seiner Zeit voraus. Heute haben wir leistungsfähiges Tracking & Tracing, also eine jederzeitige Nachverfolgbarkeit der einzelnen Sendungen, während damals viele noch mit Rollkarten oder vollständig analogen Prozessen zugange waren." 2015 hat die IHK eine erste Studie zum Einsatz von Lastenrädern in der Innenstadt herausgegeben. Zur selben Zeit gründete sich in Tübingen der Lieferservice Velocarrier, der bald auch in Stuttgart seine Dienste anbot. In Stuttgart gab es zu der Zeit erst eine Handvoll Lastenräder. Erst danach begann die Stadt, Familien bei der Anschaffung zu unterstützen.
Lastenräder können eine gute Lösung für die "letzte Meile" sein: für die Feinverteilung von Paketen zum Kunden. Damit die Drahtesel wirklich ökonomisch und ökologisch sinnvoll sind und das Verkehrsaufkommen reduzieren, müssen allerdings mehrere Anforderungen erfüllt sein. So ist Velocarrier anfangs auf Einzelhändler zugegangen, um das ganze Stadtgebiet zu beliefern. Wenn aber ein Fahrer mit einer einzelnen Lieferung durch die halbe Stadt fährt, ist dies ziemlich ineffizient.
Komplett autofrei funktioniert nicht
Inzwischen arbeiten die Tübinger mit Logistikunternehmen zusammen, in zehn Städten von Freiburg bis Berlin. Notwendig sind zudem robuste Räder und Umschlagplätze, auf Englisch Hubs genannt (Knotenpunkte), von wo aus die Pakete per Lastenrad im näheren Umkreis verteilt werden. Optimal wäre ein modulares System, wie es Velocarrier seit zwei Jahren mit dem Unternehmen Dachser in einer Tiefgarage im Zeppelin-Carré erprobt: Dachser bringt standardisierte Boxen per E-Lkw aus Kornwestheim. Jeweils sechs passen auf einen Parkplatz. Einzeln werden sie dann per Lastenrad weiter ausgefahren.
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Jue.So Jürgen Sojka
am 01.06.2021SWR 09.06.2016 Lastenfahrrad-Kurierdienst | Umweltfreundlich und leise durch…