Dabei wäre Platz genug, um jede Menge Solarstrom für die Stadtbahnen zu produzieren. Rund 130 000 Quadratmeter oder fast 20 Fußballfelder messen die Dächer von Wagenhallen, Werkstätten und Bürogebäuden der SSB. Viele der Flächen sind im digitalen Stuttgarter Solaratlas, der die PV-Eignung gebäudescharf visualisiert, rot eingefärbt, was für "sehr gut geeignet" steht. Grob gerechnet könnte der Verkehrsbetrieb so Solarkraftwerke mit 18 000 Kilowatt Peak Gesamtleistung installieren.
Rein theoretisch. Denn nach SSB-Auskunft eignet sich lediglich das rund 300 Quadratmeter große Dach ihres Veranstaltungszentrums Waldau für einen wirtschaftlichen Photovoltaikbetrieb. Alle anderen Dächer seien aufgrund von Ausrichtung, Tragfähigkeit und sonstigen baulichen Voraussetzungen ungeeignet. Damit ernten die SSB nur auf 0,2 Prozent ihrer Dachflächen Solarstrom. Dementsprechend gering ist der Eigenstromverbrauch: Die PV-Anlage auf der Waldau erzeugt 90 900 KWh jährlich – oder nur 0,1 Prozent des benötigten Fahrstroms.
Andere Verkehrsbetriebe sind da wesentlich weiter. Über Buswerkstätten und Abstellhallen der Freiburger Verkehrsbetriebe produzieren vier PV-Anlagen im Jahr 580 000 Kilowattstunden Elektrizität. Was dem Klima 325 Tonnen Kohlendioxid erspart. Auch in der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover nutzt der Verkehrsbetrieb üstra die 86 500 Quadratmeter großen Dächer seiner Gebäude großzügiger mit Modulen. Drei PV-Anlagen erzeugen jährlich 533 000 Kilowattstunden, die direkt ins Fahrstromnetz der Straßenbahnen fließen. Auf dem Maschsee, einem Gewässer mitten in Hannover, setzen die üstra zudem einen solargetriebenen Katamaran ein. Unter dem futuristisch gestalteten Sonnendach bietet die "EMS Europa-enercity" bis zu 46 Personen Platz.
Stuttgart: Großes Potenzial für Solarstrom
Darauf angesprochen, versichern die SSB, künftig mehr auf Solarstrom setzen zu wollen. Allerdings ohne allzu verbindlich zu werden. So sollen 6000 Quadratmeter Dachflächen am Betriebshof Gaisburg im Zuge einer in den kommenden Jahren anstehenden Dachsanierung erneut auf PV-Tauglichkeit geprüft werden, beteuert SSB-Direktorin Sabine Groner-Weber. Ob ein geplanter vierter Betriebshof Solarmodule "on top" bekommt, könne aufgrund des frühen Planungsstadiums noch nicht gesagt werden. "Strom, den ich selber produziere und verbrauche, muss ich nicht bezahlen", räumt Groner-Weber ein.
Zugleich betont sie, dass die Stadtbahnen seit 2016 mit Strom aus regenerativen Quellen fahren. Ein Signet auf allen Stadtbahnen verdeutlicht den Ökostrom-Antrieb. Dies soll nach Ende der momentan laufenden Ausschreibungsrunde so bleiben. Den Zuschlag für die Stromlieferung der nächsten zwei Jahre erhalte nur ein Versorger, der Strom entweder aus Wind-, Solar-, Wasserkraft, Geothermie oder Biomasse liefert. "Die Lieferung von Strom aus Erzeugungsanlagen mit fossilen Energieträgern, insbesondere Kernkraft, Kohle oder Gas ist nicht zulässig", heißt es im Ausschreibungstext.
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Gabriel K.
am 29.09.2018