"Nichts als die Ausdünstungen des Teufels" sei die Stuttgarter Luft, so "dumpf und matt, so verbraucht und beschmutzt, als wäre sie durch meilenlange Windungen von Eingeweiden hindurchgegangen, ehe man sie in die Nase bekommt". 1844 schrieb der österreichische Schriftsteller Nikolaus Lenau, der lange in Stuttgart lebte, diese Zeilen in einem Brief an seine Freundin Sophie Löwenthal. Um die Luft der Schwabenmetropole stand es also schon früher nicht zum besten, mag sie auch selten so bildhaft beschrieben worden sein wie von dem Spätromantiker Lenau.

Der frühere Stadtklimatologe Jürgen Baumüller bezweifelt, dass Stuttgart genug für den Klimaschutz tut. Foto: privat
Dass dies so ist, liegt an der Kessellage der Stadt. Durch sie ist Stuttgart eine der windärmsten und wärmsten Städte in Deutschland, die schlechte Belüftung lässt im Sommer den Talkessel oft zum Brutkasten werden. Für Luftaustausch und Abkühlung besonders wichtig sind daher Frischluftschneisen, durch die nachts von den höheren Lagen aus kalte Luft in die Innenstadt strömt. Das wusste man schon um 1900, als sich die Stadt im Zuge von Industrialisierung und Bevölkerungswachstum erweitern wollte und dabei unterschiedlichste Aspekte, wirtschaftliche, hygienische und klimatische, diskutierte. "Ohne diese Zufuhr frischer kühler Luft (...) wäre es in Stuttgart im Hochsommer ganz unerträglich heiß", ist in einem der Gutachten zu lesen, die das 1901 erschienene Buch "Die Stuttgarter Stadterweiterung" dokumentiert.
Unerträglich heiß ist es mittlerweile in der Stuttgarter Innenstadt ziemlich oft, der Klimawandel droht die hier ohnehin schon bestehenden Probleme des Mikroklimas noch zu vergrößern. So kam 2017 eine Studie des Deutschen Wetterdienstes, in Kooperation mit dem Stuttgarter Amt für Umweltschutz erstellt, zum Schluss, "dass die Wärmebelastung in Zukunft verstärkt in Stuttgart auftreten wird". Dadurch entstehe "ein Handlungsdruck, die Stadtplanung auf zukünftige klimatische Bedingungen auszulegen". Die Empfehlungen sind immer die gleichen: Mehr Abschattungen, mehr Grünflächen, Windschneisen sind zu erhalten und es sollte vermieden werden, dass die Windgeschwindigkeit durch dichtere Bebauung verhindert wird.
2 Kommentare verfügbar
Mark Doll
am 12.09.2018Am sinnvollsten ist doch nicht entweder-oder sondern sowohl-als-auch, vgl. z. B. https://zinco.de/solar (habe nichts mit Zinco am Hut, einfach nur mein erster Fund beim…