Es kommt nicht häufig vor, dass sich alle Rechnungshöfe von Bund und Ländern zusammentun und ihre geballte Autorität in die Waagschale werfen. Um die Risiken für die öffentlichen Hände zu unterstreichen, die in privatfinanzierten eigenen Vorhaben stecken, liegt seit September 2011 ein Erfahrungsbericht aller 17 Präsidenten und Präsidentinnen auf dem Tisch. Detailliert wird darin der Bau und Betrieb von Schulen und Straßen, Behördenzentren, Justizvollzugsanstalten und Kindertagesstätten analysiert. Die Botschaft ist deutlich: "Projekte, die sich die öffentliche Hand aus eigenen Mitteln nicht leisten kann, darf sie sich ebenso wenig alternativ finanziert (...) leisten." Weil Effizienzvorteile nur auf dem Papier stehen, weil Vorteile schöngerechnet und Risiken für die Steuerzahler und -innen und so oft bemühten nächsten Generationen gänzlich unberücksichtigt bleiben.
In der aktuellen Debatte geht es um mindestens eine Milliarde Euro für die Sanierung und die Erweiterung des Großen Hauses der Württembergischen Staatstheater, des Badischen Staatstheaters in Karlsruhe und des Stuttgarter Lindenmuseums. Das zuständige Wissenschaftsministerium, geführt von Theresia Bauer (Grüne), argumentiert außerdem mit einer Untersuchung der Kultusministerkonferenz, wonach in allen Hochschulen der Republik ein Sanierungsstau von 34 Milliarden Euro aufgelaufen ist. Baden-Württemberg mit seinen vielen traditionsreichen Unis ist daran überproportional beteiligt.
Eingesetzt hat die Landesregierung eine Arbeitsgruppe mehrerer Ministerien unter Beteiligung der L-Bank und des Rechnungshofs, um Anlagemodelle zu entwickeln. Von Finanzministerin Edith Sitzmann (Grüne) ist bekannt, dass sie wenig davon hält, am ohnehin nicht schlecht ausgestatteten neuen Sanierungsfonds vorbei irgendwelche luftigen Finanz-Konstruktionen zu ersinnen. Murawski ist da weniger empfindlich: Er nimmt ausdrücklich auch die Interessen möglicher Investoren in den Blick, alle jene, die infolge des niedrigen Zinsniveaus darben. Was er nicht sagt, ist, dass am Ende die Steuerzahler für Renditeerwartungen aufkommen müssten – sollten überhaupt tragfähige Konstruktionen gefunden werden.
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Rüdiger Beermann
am 08.03.2017