Der Sender versucht alles, um diesen erzwungenen Neuanfang zu einem Erfolg zu machen. Auf der neuen <link http: www.swr.de classic external-link-new-window>Website SWR-Classic bezeichnet Orchestermanager Felix Fischer die Orchesterfusion als historische "Neugründung". In der TV-Übertragung des Eröffnungskonzertes am 22. September kündigt Moderator Denis Scheck den für die Orchesterfusion hart kritisierten SWR-Intendanten Peter Boudgoust an als den Mann, "der diesen Abend erst möglich gemacht hat". Der schwärmt von einem verheißungsvollen Auftakt: "Ich bin begeistert!" Und Johannes Bultmann, Gesamtleiter der SWR-Klangkörper und Festivals, gibt die Zielrichtung für das neue Orchester vor: "Wir haben den Anspruch, an der Spitze mitzuspielen."
Die neue mediale Beachtung, die der SWR seinem Orchester schenkt, freut die Orchestermusiker. Nur mit den Inhalten können sich viele nicht anfreunden. "Die Berichterstattung über das Eröffnungskonzert hat die Schamgrenze verletzt. So viel Eigenlob ist kaum zu ertragen", kritisiert Peter Bromig, Solohornist und Freiburger Orchestervorstand. "Auf einmal schenkt uns der SWR diese Aufmerksamkeit, die wir uns in der Vergangenheit immer gewünscht haben. Dies aber nun ausgerechnet in einer Situation, in der wir qualitativ so weit von dem entfernt sind, was wir vorher geboten haben", sagt Gunnar Persicke, Stimmführer der zweiten Violinen.
Aus 172 Orchestermitgliedern sollen 119 werden
172 Mitglieder zählt im Augenblick das SWR-Symphonieorchester. 119 sollen es einmal werden. Da der Südwestrundfunk auf Kündigungen verzichtet hat, wird dieser Prozess wohl Jahrzehnte dauern. Konkrete Angaben dazu macht der Sender nicht. Es gibt attraktive Vorruhestandsregelungen, die das Abschmelzen der Stellen beschleunigen sollen. Normalerweise hat ein groß besetztes Orchester zwei Konzertmeister und jeweils zwei Stimmführer in den anderen Streichergruppen. Beim SWR-Symphonieorchester sind es bei den ersten und zweiten Violinen sowie den Bratschen zur Zeit jeweils vier, die aus tariflichen Gründen nur abwechselnd spielen dürfen. So haben die Tuttistreicher ständig einen anderen Stimmführer. "Ich spielte das Eröffnungskonzert im September und habe jetzt gerade mein zweites Projekt - mit einer völlig neuen Violingruppe hinter mir", sagt Gunnar Persicke. "Normalerweise sucht sich eine Gruppe ihre neuen Mitglieder aus. Wir sind zusammengewürfelt. Das macht die erforderliche Homogenität natürlich schwierig, zumal die Besetzung immer anders ist." Zumindest besteht Besetzungskontinuität, sodass die, die ein Projekt proben, auch die Konzerte spielen.
1 Kommentar verfügbar
Richard Schönfeld
am 20.12.2016Möglicherweise hat das mit der schon sehr eingegrenzten Zuhörerschaft zu tun. Meiner Meinung nach liegt die Ursache des beschriebenen Zustandes an der elitär abgehobenen ach so würdigen Schneekugel, in der die klassische Orchestermusik eingesperrt ist. Wenn es doch hierzulande…