In seltsamer Koinzidenz erschienen am 11. Dezember 2014 drei Nachrichten. Die erste: Die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft gehört zum immateriellen Kulturerbe. Es ist nur einer von 27 Einträgen auf der Liste der deutschen Unesco-Kommission. Doch der ist sicher von größerem Gewicht als sächsische Knabenchöre, das Singen von Arbeiterliedern oder die Lindenkirchweih im bayrischen Limmersdorf. Das Interesse der Medien blieb ziemlich verhalten. Sie stürzten sich lieber auf das Reinheitsgebot der Bierbrauer oder die schwäbisch-alemannische Fasnacht. Weltkulturerbe sind die Orchester und Theater damit noch nicht. Zunächst soll die Genossenschaftsidee auf die Welterbe-Liste kommen.
Für den Deutschen Musikrat, der den Antrag zusammen mit der Orchestervereinigung und dem Bühnenverein eingereicht hat, bietet die Nominierung nicht nur Grund zum Feiern: Als "ein deutliches Signal an alle politischen Entscheidungsträger" wertet sie Christian Höppner, der Generalsekretär des Musikrats, "nach den jahrelangen, kürzungsbedingten Schrumpfungsprozessen in diesem Bereich." Um mehr als 20 Prozent ist die Zahl der Orchester in Deutschland seit 1992 zurückgegangen. 2300 Musikerstellen wurden weggespart. Und die Abwärtsspirale dreht sich weiter: Nächstes prominentes Beispiel ist das SO in Freiburg, das der SWR bis 2016 abschaffen will. Nicht irgendein Orchester: eines der renommiertesten in Deutschland, das Hausorchester der Donaueschinger Musiktage, des ältesten und bedeutendsten Neue-Musik-Festivals der Welt.
7 Kommentare verfügbar
FernDerHeimat
am 22.02.2015Profilierungsfreie Kultur gilt in Stuttgart nichts, die Finanzierung des SWR ist dank GEZ gesichert und wenn nicht mal ausgerechnet "falsch" über einen Politiker der "Staatspartei" berichtet wurde, dann geschieht auch von dieser Seite her…