Herr Friedrich, Sie sind ein scharfer Kritiker des Finanzkapitalismus. Sie plädieren für Investitionen in Sachwerte, sind Schwabe und wohnten doch zur Miete. Warum glauben Sie nicht ans Betongold?
Ich hatte sogar einen Bausparvertrag, da war ich noch gar nicht auf der Erde. Wahnsinn, wie weit die Eltern gedacht haben. Der Schwabe sagt halt, Sach bleibt Sach. Aber eine Immobilie ist kein sinnvolles Investment, nach 20 Jahren kommt eine neue Heizung, Reparaturen etc. Und wer jetzt glaubt, mit Geld, das er nicht hat, völlig überteuerte Immobilien kaufen zu können, als Altersvorsorge, das wird nicht funktionieren. Das hat nicht funktioniert in Irland, in Spanien und auch nicht in den USA.
Die zwei Vermögenssicherer Friedrich und Weik plädieren für unter anderem Ackergold und haben ein Waldstück in Berglen bei Schorndorf gekauft. Soll das die Lösung sein?
Die Bauern von heute sind die Millionäre von morgen. Die Haltbarkeitsdauer unseres Finanzsystems ist 2008 abgelaufen, und seitdem wird es künstlich am Leben erhalten mit unglaublichen Geldspritzen. Mit einem Zins auf historischem Tief und zum Teil demokratisch fragwürdigen Maßnahmen. Was seit 2008 unter dem Dauerkrisenmodus verabschiedet wurde von Parlamenten, Notenbanken, da sträuben sich uns die Nackenhaare. Da wurde so viel öffentliches Geld in den Finanzsektor geschoben, sorry, das darf nicht sein. Wenn die 300 Milliarden Euro Rettungsgelder in Griechenland tatsächlich angekommen wären, dann würde da Honig und Milch fließen und wir hätten keine Jugendarbeitslosigkeit von über 50 Prozent. Stattdessen ging das Geld direkt wieder nach Frankfurt, Berlin, Hamburg und an die Wall Street, um die Finanzinstitute zu stützen. Die Griechen haben die Banken der westlichen Welt gerettet, nicht wir die Griechen.
Also zurück zu Ackerbau und Viehzucht und tschüss Industriegesellschaft? Nach einem Vortrag von Ihnen im Forum 3 in Stuttgart haben sich junge Leute zu einer solidarischen Landwirtschaft auf den Fildern zusammengeschlossen. Klingt ziemlich rückwärtsgewandt.
Nein, das ist nicht rückwärtsgewandt, sondern essenziell. Wir sind mitten in einem epochalen Wandel und wir müssen umdenken. Die Wirtschaftswelt ist immer im Wandel, wir müssen das akzeptieren und Bewährtes mit in die Neuzeit nehmen.
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Gerhard Pauli
am 30.06.2016