Der Intendant des Konstanzer Theaters, Christoph Nix, hat es nicht so mit der Harmonie. Zur Hochform läuft er auf, wenn Großkopfete glauben, Glanz, Glorie und Geld gehörten alleine ihnen. Dabei kommen ihm gerne der Oberbürgermeister, der örtliche Zeitungsmonopolist "Südkurier" oder jetzt die Drogeriekette dm in die Quere. Sie will aus dem Kultkino Scala eine Filiale machen (Kontext berichtete).
Ein Fall für Nix. Er hängt sich in die Bürgerinitiative "Rettet das Scala" rein, appelliert an das gute Gewissen des dm-Gründers Götz Werner, sorgt für angemessene Verbreitung, zusammen mit "Tatort"-Kommissarin Eva Mattes, die Konstanz zu einer "reinen Kommerzstadt" verkommen sieht. Die Schweizer, schreibt der "Spiegel", schleppten die Zahnpasta "gern kistenweise" aus den Läden, und das Rathaus erkenne "keinen Hebel, den Umbau zu verhindern".
Letzteres verblüfft nicht. Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU), seit 2012 im Amt, war früher Unternehmensberater für strategisches Marketing. Dem 45-Jährigen wird nachgesagt, Kritik als Majestätsbeleidigung, Künstler als Störenfriede zu empfinden. Überraschender ist das Verhalten des "Südkurier" (SK), des Meinungsmachers am Ort. Das Regionalblatt (124 000 Exemplare) hat sich, eigenen Angaben zufolge, die Aufgabe gestellt, den Menschen "Lust auf Heimat" zu machen, leistete sich aber einen kritischen Kopf, dem nicht danach war. Den Lokalredakteur Michael Lünstroth. Auch er zeigte sich missvergnügt über die Stadt, die "so sehr dem Konsum anheimgefallen ist". Das brachte er mehrfach zum Ausdruck, stets den Oberbürgermeister im Visier. Im Falle Scala entdeckte er einen weiteren Beleg dafür, "wie weit der Mann sich von der Realität entfernt hat".
Der OB fühlt sich "schlechtgeschrieben"
Der OB sah dies als weiteren Beleg dafür, dass ihm die Zeitung nicht wohlgesinnt war. Das Blatt, klagt sein Sprecher Walter Rügert, habe die Stadt wiederholt "schlechtgeschrieben". Darüber habe sich der Oberbürgermeister mehrfach beschwert. Aber offenbar haben auch die jüngsten Gespräche mit der Chefredaktion im April keine Besserung gebracht, die Unterredungen mit SK-Geschäftsführer Rainer Wiesner ebenso wenig. Ein Stein des Anstoßes: Michael Lünstroth, seit neun Jahren Mitglied der Lokalredaktion.
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Schwabe
am 28.06.2016