Avra Emin wurde in eine kurdische Familie in Qamischli im Nordosten Syriens geboren. Schon lange vor Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 war sie mit ihren Eltern nach Deutschland geflüchtet und hatte Asyl beantragt. Sie war damals vier Jahre alt. Ihr Vater wurde vom syrischen Geheimdienst wegen seines politischen Engagements als Kurde verfolgt.
Mittlerweile ist Emin deutsche Staatsbürgerin und kandidierte bei der letzten Bundestagswahl für die Linke in Waiblingen. Nach 24 Jahren in Deutschland identifiziert sich die Sozialpädagogin, die in Stuttgart-Bad Cannstatt aufgewachsen ist, nicht als Syrerin, sondern als Kurdin. Sie spüre in der syrischen Diaspora kaum eine gegenseitige Anerkennung des Leids der Kurd:innen. Wenn sie sagt, dass sie aus dem "besetzten Kurdistan" komme, provoziere das viele aus den Nachbarländern Syriens, sagt sie.
"Kurdistan" bedeutet wörtlich "Land der Kurden" – ein politischer Traum der kurdischen Bevölkerung im Nahen Osten seit dem 19. Jahrhundert. Nach dem Zerfall des Osmanischen Reiches am Ende des Ersten Weltkriegs zerschlug sich dieser Traum durch die Gründung der heutigen Nationalstaaten in der Region – deren Grenzen infolge von Vereinbarungen zwischen Frankreich und Großbritannien ohne Rücksicht auf ethnische Gruppen gezogen wurden. Die kurdische Bevölkerung wurde auf vier Länder verteilt: die Türkei, Syrien, den Irak und den Iran.
0 Kommentare verfügbar
Schreiben Sie den ersten Kommentar!