Endlich im Tunnel nach Ulm fahren. Dafür schneller da sein. Derzeit brauchen die ICE eine knappe Stunde, bald soll es nur noch eine Dreiviertelstunde sein. Ein Quantensprung. Vier Milliarden Euro hat der Spaß gekostet. Zehn Jahre sind seit dem symbolischen ersten Spatenstich vergangen, am kommenden Sonntagwird die Neubaustrecke Wendlingen – Ulm (NBS) endlich eröffnet. Wer es nicht mehr aushält, kann sich in einer virtuellen Echtzeit-Führerstandsmitfahrt schon mal ein Bild machen, wie sich die Fahrt demnächst gestaltet.
Klimaskandal Neubaustrecke
Anfang der 1990er-Jahre, als die Bahn mit dem ICE den aufkommenden Billigflügen Konkurrenz machen wollte, begann mit der Rahmenkonvention von Rio langsam der Kampf gegen den Klimawandel. Inzwischen hat Frankreich kurze Inlandsflüge verboten, was die EU-Kommission soeben für rechtskonform erklärt hat. Die Bahn jedoch schafft es, mit der Neubaustrecke Wendlingen – Ulm im Hinblick auf CO2-Emissionen dem Flugzeug näher zu kommen. Während Tunnel normalerweise dazu dienen, Steigungen zu vermeiden, liegt der höchste Punkt der Neubaustrecke 155 Meter höher als auf der bestehenden Route. Allein der Bau der 30 Kilometer Tunnel hat weit über eine Million Tonnen CO2-Emissionen verursacht. Hohe Geschwindigkeiten führen per se schon zu hohen Emissionen: Der Energieverbrauch steigt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit. Die doppelte Geschwindigkeit, zum Beispiel 250 statt 125 Stundenkilometer, zieht also einen vierfachen Energiebedarf und entsprechend hohe CO2-Emissionen nach sich. Im Tunnel verbraucht der Zug nochmal doppelt so viel Energie wie auf freier Strecke. Insgesamt dürften die Emissionen pro Fahrt etwa dreimal so hoch liegen wie auf der Bestandsstrecke. (dh)
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Joa Falken
am 12.12.2022