Die spätherbstliche Nachmittagssonne zeichnet lange Schatten auf den grünen Rasen. Im Hintergrund erstreckt sich das Ulmer Münster in seiner 162 Meter hohen Pracht. Auf dem Trainingsplatz neben dem Ulmer Donaustadion bleibt jedoch keine Zeit, das idyllische Bild zu genießen. "Nicht auf den Ball warten, zum Ball gehen", ruft Trainer Thomas Wörle lauthals zu seinem Team.
Der Wind ist bissig an diesem Freitagnachmittag, nur drei harte Kerle der mehr als 20 Kicker der 1. Mannschaft des SSV Ulm tragen kurze Hosen. Volksmündlich liebevoll als Ulmer "Spatzen" bezeichnet, mischt der Fußballverein SSV Ulm 1846 Fußball derzeit in der sogenannten vierten Liga mit und führt dort mit 41 Punkten die Regionalliga Südwest an. Der Traditionsverein kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, hat internationale Größen hervorgebracht, träumt von der Rückkehr in die Bundesliga. Und er hat einige ganz besondere Fans.
"Tempo aufnehmen", ruft Wörle. Mit zunehmender Trainingsdauer nimmt auch die Kälte zu. Da helfen auch die Aufwärmversuche in Form von quirligem Hopsen bis hin zu lustigen Wärmetänzchen kaum mehr. Die Ulmer Spatzen müssen sich in diesem Jahr noch in zwei Spielen – einmal daheim und einmal auswärts im Bahlinger Kaiserstuhlstadion – beweisen. Im Gegensatz zur 1. und 2. Bundesliga und sogar zur 3. Liga hat sich die Regionalliga Südwest gegen eine Zwangspause aufgrund der WM in Katar entschieden. Als Ansporn für alle Fußballbegeisterten, trotz WM und bitterer Kälte ins Donaustadion mit seinen 19.500 Plätzen zu kommen, hat sich der Verein einen Marketinggag überlegt: das Neun-Euro-Ticket für die letzten Heimspiele. Das und der anhaltende Erfolg der Mannschaft dürfte viele Fans ins Stadion locken.
"Große Erfolge, große Niederlagen"
Zurzeit ist der SSV Tabellenerster, der Verein hat sich nach einem transfertechnisch großen Umbruch im Sommer gut erholt: 15 Zu- und Abgänge. Da hieß es, schnell zusammenzuwachsen und zu lernen, als Mannschaft zu agieren. "Wir sind ein sehr familiärer Verein – das wird bei uns großgeschrieben und das merkt man sofort am ersten Tag hier", sagt Torwart Christian Orteg. Dieses freundschaftliche Gefühl ist auch während des Trainings spürbar, wenn auf jeden "guten Ball" euphorisches Klatschen und Jubeln von den Teamkollegen folgt. Auch Verteidiger Johannes Reichert stimmt zu: "In erster Linie geht es im Fußball genau darum: mit Menschen im Team zu spielen. Das Schöne ist, am Ende mit diesen Menschen gemeinsam Erfolge zu feiern."
2 Kommentare verfügbar
Murat
am 01.12.2022Tausend mal besser, als alles was die FIFA und der DfB machen.