Die Liste von Zeug:innen, die vor den vielen parlamentarischen Untersuchungsausschüssen in der Landesgeschichte nichts oder jedenfalls nichts für sie Unangenehmes beichten wollten, hat Überlänge. Sogar Ministerpräsidenten zählen dazu, allen voran Lothar Späth (CDU), der 1991 nur wenige Einzelheiten parat hatte zu den fast 500 fremdfinanzierten Dienst- und Privat-Reisen, die ihn in Tateinheit mit anderen Fehltritten das Amt kosteten. Oder Stefan Mappus (CDU), der seine Verantwortung in den Tagen und Stunden vor dem Polizeieinsatz im Schlossgarten am 30. September 2010 nicht erhellen mochte – trotz der Wahrheitspflicht, an die Ausschussvorsitzende zu Beginn aller Vernehmungen zu erinnern pflegen. Und daran, dass es ebenso nicht statthaft ist, relevantes Wissen für sich zu behalten.
Das Problem, dass sich zu viele Zeugen zu wenig erinnern, kennen zur Genüge die Mitglieder des Untersuchungsausschusses mit dem langen Namen "Handeln des Innenministers und des Innenministeriums im Fall des Verdachts der sexuellen Belästigung gegen den Inspekteur der Polizei Baden-Württemberg und Beurteilungs-, Beförderungs- und Stellenbesetzungsverfahren in der Polizei Baden-Württemberg". Seit zweieinhalb Jahren versuchen sie herauszubekommen, wie es hinter den Kulissen der Truppe zugeht, ob Machismus und Kameraderie der Karriere hilft, und welche Rolle Innenminister Strobl als oberster Polizei-Dienstherr dabei spielt. Vernommen wurden schon viele Ex- und diensthabende Polizeipräsidenten, die Erkenntnisse waren eher so mittel hilfreich.
Wenn nun Andreas Renner kommt, ist er in einer anderen Rolle. Der frühere Inspekteur der Polizei (IdP) hat, weil noch ein Verfahren wegen Bestechlichkeit läuft, ein Zeugnisverweigerungsrecht. Hinter verschlossenen Türen haben die Abgeordneten deshalb am vergangenen am Montag darum gerungen, ob und wie sinnvoll es überhaupt ist, ihn in der nächsten Sitzung in den Plenarsaal zu zitieren. Die Offensivkräfte setzen sich am Ende durch, auch wenn es dem Grünen-Obmann im Ausschuss Oliver Hildenbrand noch gegenwärtig ist, dass Kontext zum Ende des Strafprozesses gegen Renner dessen Anwältin Ricarda Lang zitiert hat mit dem Hinweis, ihr Mandant werde im Untersuchungsausschuss nichts sagen. Dennoch oder gerade deshalb sei man auf alles vorbereitet, kündigt SPD-Obmann Sascha Binder an. Gerüchte wabern, der frühere Spitzenbeamte könnte die Gelegenheit nutzen, bloß ein Statement zu verlesen und dann auf sämtliche Fragen einfach zu schweigen.
1 Kommentar verfügbar
chr/christiane
am 02.04.2025Wird die Politik der SPD damit besser?
Wäre eine…