Der gröbste Fehler, abermals aus Sicht der CDU und jener Kräfte im Staatsministerium, die dem Ministerpräsident zur eisernen Schützenhilfe für den Vize raten, war es, der Opposition entgegenzukommen und Strobl als ersten Zeugen zu hören. Beim ersten Untersuchungsausschuss zum Polizeieinsatz im Stuttgarter Schlossgarten lief das noch anders: Erst kürzlich wurde bekannt, wie detailliert 2010 der damalige Ministerpräsident Stefan Mappus auf seinen Auftritt vor jenem U-Ausschuss vorbereitet wurde. Damals war dafür gesorgt worden, dass er der letzte aller Zeugen war und sein Staatsministerium Zugriff auf die Protokolle aller vorangegangenen Vernehmungen hatte. Unter den Gesichtspunkten von Aufrichtigkeit und Transparenz wäre das selbstverständlich alles andere als nachahmenswert. Wie aber gerade CDU-Fraktionäre diesmal bereit sind, den Innenminister durch eine eigene Strategie während der Ausschussarbeit nicht zu stützen, wirft ein bemerkenswertes Bild auf ihr Verhältnis zum eigenen Landesvorsitzenden.
Bisher sind nur zwei weitere Sitzungen, jene im Dezember und eine Ende Januar, terminiert. So wie sich die Arbeit bisher angelassen hat, könnte der Ausschuss aber gut und gerne mindestens bis zu den Pfingstferien 2023 oder gar zur Sommerpause beschäftigt sein. Viele der Beamt:innen und Polizist:innen könnten den 62-jährigen Strobl gerade in den heiklen Fragen von Beförderungen, Beurteilungen und dem Bekanntwerden sexueller Übergriffe entlasten, sie könnten ihn aber auch endgültig die Karriere kosten. Gerade unter Schwarzen wird hinter vorgehaltener Hand darüber diskutiert, wie und warum sich der Innenminister im stetigen Bemühen, wenig gewusst zu haben und nicht eingebunden zu sein in Personalfragen, auf derart dünnes Eis begab. Denn was passiert, wenn sich, wie in der Feyder-Aussage bereits geschehen, in anstehenden Befragungen ebenfalls immer neue Widersprüche zu Strobls Einlassungen ergeben? Nicht von ungefähr stammt der Hinweis auf die sechseinhalb aufgebrauchten der sieben Katzenleben von einem Parteifreund.
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Frieder Kohler
am 25.05.2023Führen heißt immer Menschenführung und geschieht im (Führungs-)System. Im Führungsprozess
ist Sprache das wichtigste Kommunikationsmittel, und deshalb zum Nachdenken ein Auszug aus o.a.…