Die Polizeiobermeisterin hat ihre Einstandsfeier auch noch nach Jahren in übler Erinnerung: Ihr Chef war handgreiflich geworden. "Ich will das nicht!", wehrte sie sich und bekam ein "Stell dich nicht so an" zur Antwort. Wenig später, auf einer der sogenannten Blaulicht-Partys, die gerühmt werden als "beste Gelegenheit, mit Gleichgesinnten entspannt zu feiern", musste die Frau den Kriminalhauptkommissar wieder in die Schranken weisen. "Ich will das nicht", wehrte sie ihn erneut ab. Sinngemäß habe er erwidert, sie könne doch einfach mal etwas netter sein zu ihm, was sich womöglich auswirken würde auf ihre Beurteilungen.
Ein Einzelfall, darauf weist die Autorin der Bachelorarbeit ausdrücklich hin. Neben einer quantitativen Befragung hat die Studierende an der Hochschule für Polizei (HfPol) in Villingen-Schwenningen drei Interviews geführt, zwei mit betroffenen Beamtinnen, eines mit der Beauftragten für Chancengleichheit im Mannheimer Präsidium. Die Gesprächsprotokolle sind den statistischen Auswertungen beigefügt. Es sind ausführliche Berichte mitten aus dem Alltag: über den schmalen Grat zwischen kollegialer Nähe und inakzeptablen Übergriffen, zwischen Team- und Korpsgeist, zwischen Sympathie und Antipathie.
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Beatrice Böninger
vor 3 Wochen