Keine kleine Plastiktüte und auch kein Jute-Beutel aus Stoff, sondern eine dieser großen Einkaufstaschen voll mit leeren Flaschen sei es gewesen. So beschreibt es ein Polizeihauptmeister vor staunenden Abgeordneten in Baden-Württembergs Landtag. Ein Untersuchungsausschuss versucht hier seit Monaten zu klären, was eigentlich los ist bei der Polizei. Es geht um fragwürdige Karrieresprünge und politische Seilschaften, in der jüngsten Sitzung des Gremiums stand ein Abend im Fokus, der das Landeskriminalamt in ein sehr schlechtes Licht rückt: Bei einem Trinkgelage unter Vorgesetzten und Untergebenen im Büro des Vize-Präsidenten wurden wohl Kontaktbeschränkungen während der Corona-Zeit missachtet. Weit nach Mitternacht ist eine Beteiligte von einer Streife aufgelesen worden. In ihrer Hand hatte sie die besagte Einkaufstasche, in der neben vielen Sekt- offenbar auch Weinflaschen waren.
21 Sitzungstage haben die Abgeordneten im Untersuchungsausschuss bereits der Beförderungspraxis bei Baden-Württembergs Polizei gewidmet. Jedes Mal kamen dabei Informationen über Missstände auf den Tisch, die neue Fragen und neues Rätselraten auslösten. Zuletzt drehte sich alles darum, wie der Grünen-Obmann Oliver Hildenbrand zusammenfasst, ob sich im LKA eine "kollegiale Feierabendrunde" beim damaligen Vize-Präsidenten Andreas Renner getroffen hat, oder, "ob wir es nicht doch mit Karrierenetzwerken zu tun haben, die Freundeskreise genannt werden?", also um Treffen, "bei denen Berufliches und Privates verschwimmt". Der Verdacht besteht, dass bei Beförderungen und Besetzungen geschoben, nachgeholfen und getrickst wurde – mit oder ohne Wissen der Spitze im CDU-geführten Innenministerium unter Thomas Strobl.
3 Kommentare verfügbar
Peter Nowak
am 23.12.2023Hoffentlich nie wieder.
Peter Nowak