Nur mal so angenommen: Über eine Führungskraft, egal ob in Politik, Wirtschaft oder eben bei der Polizei, werden Gerüchte schwerwiegender, sogar strafrechtlich relevanter Art verbreitet. Es geht um unerlaubten Zutritt in geschützte Bereiche, um Sonderrechte, um den Umgang mit Dienstgeräten, möglicherweise sogar um eine Waffe. Ein Kollege mit direktem Zugang zur Chefetage bekommt die Unterstellungen zugetragen und fragt selber nach, was denn dran sei an der üblen Nachrede. Die offizielle Antwort: nichts. Und was macht dann der, der diese Klärung herbeigeführt wissen wollte? Der freut sich natürlich, dass er das Gemunkel über einen verdienten Kollegen ausräumen kann, dass alle Verdachte ganz und gar unbegründet sind, und hilft mit, alle weiteren Denunzierungen zu bremsen. Das wäre anständig.
Im vorliegenden Fall aber muss das Ende umgeschrieben werden. Es geht um Christian Gehring, früher mal Personenschützer von Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus, Kriminalhauptkommissar a.D., heute CDU-Abgeordneter im baden-württembergischen Landtag und Mitglied des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Beförderungspraxis, zum möglichen Machtmissbrauch bei der Polizei und zur Brief-Affäre von Innenminister Thomas Strobl (CDU). Gehring wurde Abträgliches über den bereits pensionierten Präsidenten des Landeskriminalamtes Ralf Michelfelder zugetragen. Den schätzt er zwar sehr. Mitarbeiten an der Wiederherstellung des guten Rufs von Michelfelder möchte er aber dennoch nicht. Als er aus dem Innenministerium erfuhr, dass nichts dran ist an den üblen Nachreden, schweigt er. So jedenfalls seine Aussage am Freitag bei seinem zweiten Auftritt vor dem Untersuchungsausschuss.
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Kurt Mailänder
am 04.10.2023