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Migration sticht Klima

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Zwischenzeitlich schienen sich alle einig: "Der Klimawandel ist eine Menschheitsaufgabe", hat sogar Christian Lindner einmal eingeräumt. Das war 2018 und schon damals mit der Einschränkung verbunden, dass ein deutscher Alleingang laut dem FDP-Alleinherrscher gerade deswegen nichts nütze, weil sich eben die ganze Welt anstrengen müsste. Aber zumindest wollte er den Handlungsbedarf nicht in Abrede stellen. Jetzt, im Bundestagswahlkampf, scheint die Migrationsdebatte keinen Platz mehr zu lassen, die Bedeutung intakter Lebensgrundlagen zu betonen – selbst der Spitzengrüne Robert Habeck räumt dem Klima keine Prio 1 in seiner Kampagne ein.

Der Schriftsteller Wolfgang Schorlau spricht hingegen weiterhin von der aktuell größten Herausforderung für die Menschheit – und das will was heißen, wenn man sich die vielen Krisen der Gegenwart vor Augen führt. In seinem neuen Krimi "Black Forest" begibt sich Ermittler Georg Dengler in den Sumpf der fossilen Energielobby. Am Montag, 10. Februar 2025 ist Schorlau zu Gast bei unserer Gesprächsreihe "Kontext im Merlin", liest aus seinem neuen Buch und berichtet über die zugrundeliegenden Recherchen. Wie immer weist Schorlaus Fiktion unverkennbare Parallelen zu realen Akteur:innen und Machenschaften auf. Am 16. Februar ist Schorlau im Württembergischen Kunstverein beim Stuttgarter Netzwerk gegen rechts, das ein Podium zum Einfluss der Rechtsextremen auf die Klimapolitik organisiert.

Vielleicht ist das Thema Klimaschutz auch deswegen zur Randnotiz verkommen, weil die fast ausschließlich populistisch geführte Migrationsdebatte wenig Freiräume für besonnene Wortmeldungen lässt – zumal die tiefen Risse in der Brandmauer zwischen CDU und AfD nur noch schwer zu übersehen sind. Mit Stimmen von rechtsaußen Mehrheiten zu beschaffen, hatte Friedrich Merz noch im November kategorisch abgelehnt. Aber wen kümmert schon das Geschwätz von gestern?

Ein positives Signal ist, dass diese Entwicklungen offenbar nicht allen egal sind: So sind in Ravensburg am Wochenende 10.000 Menschen auf die Straße gegangen, um ein Zeichen gegen den Rechtsruck zu setzen – davon könnte sich manch weltstädtische Metropole etwas abschneiden. Immerhin: Für den kommenden Samstag, 1. Februar rufen in Stuttgart BUND, DGB und Verdi zur Demo "Wir sind die Brandmauer" auf. Das landesweite Bündnis für Demokratie und Menschenrechte, das gerade sein Einjähriges feierte, ist nicht dabei. Vielleicht, weil es einfach zu breit ist, wie der Festakt zeigte.

Die "Blättle" sind da

Im November haben wir bekanntgemacht, dass der Kontext-Verein die Stadtteilzeitungen "Blättle Stuttgart-Süd" und "Blättle Stuttgart-West" von Titus Häussermann und Christel Werner übernehmen wird. Dafür haben wir zwischenzeitlich eine GmbH gegründet, das neue Team um Moni Lacher (zuständig für den Anzeigenbereich) und Josef Schunder (redaktioneller Bereich) hat sich mächtig ins Zeug gelegt – und jetzt, am heutigen Mittwoch, erscheinen die ersten Ausgaben unter neuer Verantwortung, ausliegend an etwa 250 Verteilstellen in Auflagen von 15.000 (Süd) und 27.000 Exemplaren (West).

Zum Auftakt schreiben Schunder und Lacher in eigener Sache, dass zwar nicht alles wie am Schnürchen lief bei dieser Reise "ohne eine genaue Karte, höchstens mit einer Skizze" – aber dass sie nun ziemlich glücklich seien mit dem Ergebnis: "Die beiden Blättle sollen der Bevölkerung etwas geben, sollen sie bestmöglich informieren, sollen ihr die Nachrichten und Fakten aus ihrer Umgebung für ihre Meinungsbildung liefern." Neben Informationen zu den Wahlkreiskandidat:innen der bevorstehenden Bundestagswahl widmen sich die "Blättle"-Ausgaben Themen wie der schwierigen Sanierung des Diakonissenplatzes im Westen: Die Neugestaltung hat knapp drei Millionen Euro gekostet, aber das hat nicht für das Allernötigste – wie eine Toilette – gereicht. Oder im Süden: Die 6.000 Quadratmeter große brachliegende Fläche, die seit acht Monaten ungenutzt in Heslach herumdümpelt. Warum passiert hier nichts? Ist ja fast wie beim Klimaschutz!

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