Frau Razavi, Ihr Vater hat persische Wurzeln, Ihre Mutter kommt aus Danzig, Sie selbst wurden in Hongkong geboren. Mit 21 Jahren sind Sie in die CDU eingetreten. Wären die Grünen nicht passender gewesen?
Ich komme aus einem politisch interessierten Elternhaus: sehr weltoffen, liberal, aber auch wertegebunden. Weder das politische Engagement noch die Parteimitgliedschaft wurden mir vorgegeben. In Tübingen habe ich Politikwissenschaften studiert, mir intensiv Gedanken gemacht, welche Partei mit meinen politischen Vorstellungen am ehesten übereinstimmt und mir die Programme von SPD, FDP, Grünen und CDU vorgenommen. Schlussendlich war und ist es die CDU, die am besten zu mir passt. Das hat vor allem mit dem Menschenbild zu tun, das Eigenverantwortung in den Mittelpunkt rückt.
Sie sagen, Sie möchten den Menschen nicht vorschreiben, wie sie zu leben haben.
Das ist der Punkt, warum ich in der CDU bin: Ich glaube, dass nicht der Staat bestimmen sollte, wie sich Menschen zu verhalten haben. Als älterer Mensch ziehe ich vielleicht lieber in eine barrierefreie Etagenwohnung mit Aufzug mitten in der Stadt und habe kurze Wege für alle wichtigen Erledigungen – als junge Familie ziehe ich vielleicht lieber aufs Land mit einem großen Garten.
Der Ressourcenverbrauch von Einfamilienhäusern ist riesig und sie sorgen für Zersiedelung. Ist das noch zeitgemäß in Zeiten des Klimawandels?
Es gibt immer noch sehr viele Familien, die vom eigenen Haus träumen. Warum sollte ich ihnen das verbieten wollen? Zugleich müssen wir aber klüger mit Flächen umgehen. Was wir nicht wollen, ist ein Ort wie ein Donut: außen die fetten Ränder und die Ortsmitte ist leer und leblos. Also müssen wir schauen, wo es Brachflächen und Lücken gibt – oder ob es zum Beispiel eine Chance gibt, auf einstöckige Gebäude oder Supermärkte eine Etage obendrauf zu setzen. Innerorts gibt es – auch im Bestand – oft viele Potenziale, die man heben kann.
Beim modularen Bauen werden ganze vorgefertigte Räume zur Baustelle geliefert und dort zusammengefügt. Ist das die Bauart der Zukunft?
Eine von mehreren. Modulares Bauen bedeutet nicht mehr Plattenbauten à la DDR, denn heute kann man hochwertig seriell bauen, gerade im Holzhybridbau, also einer Kombination aus Holz und Beton. Dafür müssen wir die Ausschreibungsbedingungen verbessern. Andere Länder wie Österreich oder die Schweiz sind uns da einen Schritt voraus.
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W. Buck
am 08.06.2023