Justizministerin Marion Gentges (MdL, Lahr) hat in ihrem Haus erstmals überhaupt eine geteilte Referatsleitung für zwei Beamtinnen mit Familie geschaffen. Es gehe auch, sagt sie, um Vorbilder und darum, dass noch immer Frauen sich selbst, ihre Vorgesetzten oder Parteifreunde zuerst fragen: "Schaffe ich das überhaupt?"
Ein Lackmustest für die Südwest-CDU ist die Kommunalwahl im kommenden Jahr. Natürlich ist die Mehrheitsmeinung gegen strenge Vorgaben zur paritätischen Besetzung von Listen. Madrid, wo Pedro Sánchez sozialistische Regierung, bestehend aus acht Ministern und 14 Ministerinnen, gerade ein Gesetz zur weiterreichenden Gleichstellung von Politik und Wirtschaft auf den Tisch gelegt hat, ist in Fragen wie diesen Lichtjahre entfernt von Baden-Württembergs Schwarzen. Ihr Meisterinnenstück könnten die CDU-Frauen und -Männer gerade deshalb dennoch machen, würde es ihnen in ihren jeweiligen Ortsverbänden gelingen, ausreichend viele Kandidatinnen aufzustellen ohne gesetzliche Regelungen. Seit 1995, als auf dem Bundesparteitag in Karlsruhe die feste parteiinterne Quote an fünf Stimmen scheiterte, bewies die Union in unschöner Regelmäßigkeit, dass Männer doch nicht bereit sind, auch ohne Druck halbe-halbe zu machen. Jetzt hat die Bundesspitze eine Quote durchgesetzt – für 30 Prozent Frauen in den Vorständen ab diesem Jahr, Parität ab Mitte 2025. Auf skurrile Weise kommt sie fast zu spät, wenn sogar in der schwarzen Fraktion im baden-württembergischen Landtag elf von 42 Abgeordneten Frauen sind – so viele wie noch nie zuvor.
Vorrangig verantwortlich für eine erfolgreiche Arbeit in Städten und Gemeinden bundesweit ist die neue stellvertretende Generalsekretärin. In Berlin wird erzählt, Christina Stumpp habe noch nicht richtig Fuß gefasst in der Führungsetage im Konrad-Adenauer-Haus. Wahr ist auch, dass ihr Job vom Bundesvorsitzenden Friedrich Merz überhaupt erst geschaffen wurde, um einerseits die große und ehedem erfolgsverwöhnte Südwest-CDU zu bedenken im Inner Circle. Und zudem eine zweite Frau, neben der Bundesschatzmeisterin Julia Klöckner, in sein elfköpfiges Parteiteam zu holen. Gerade deshalb aber will die 35-jährige Backnanger Bauerntochter jenen Eindruck gar nicht erst aufkommen lassen, mit dem Politikerinnen in der Union über Jahrzehnte zu kämpfen hatten: Die Mutter eines kleinen Sohnes, die mit ihrem Mann gemeinsam die Doppelbelastung Beruf und Familie organisiert, will keine vorübergehende Erscheinung bleiben, sondern sie sieht sich am Beginn eines Wegs nach oben. Selber erste Generalsekretärin zu werden, das habe sie sich noch nicht zugetraut und ihrer Familie auch nicht zumuten wollen, sagt sie selbstbewusst. Und die Betonung liegt auf "noch".
Die Junge Union braucht noch etwas länger
Isabell Huber ist den entscheidenden Schritt weiter und Generalsekretärin im Land seit Ende 2021. Inzwischen kennt sie ihre Partei gut und freut sich ausdrücklich, dass gerade Frauen mit Familie immer öfter den Weg in Ämter und Mandate finden. Sie will als Mutter einer Tochter Vorbild sein und Mut zu machen. "Wir brauchen das Bewusstsein, zu teilen", sagt die frühere Verwaltungsangestellte bei der Stadt Stuttgart und meint die Männer mit.
1 Kommentar verfügbar
Gerald Wissler
am 09.03.2023Das ist doch eine lächerliche Verschwörungstheorie.
Männer verhindern doch Frauen nicht in der Karriere, weil sie Frauen sind.
Sondern weil sie Konkurrentinnen…