Vielleicht sitzt diese Ohrfeige. Die FDP ist in Berlin auch mit diesem besonders rabiaten Kurs gegen rot-grüne-rote Mobilitätswendepläne samt einem regelrechten Kreuzzug gegen 500 Meter verkehrsberuhigte Friedrichstraße aus dem Abgeordnetenhaus geflogen. Jetzt könnte die Zeit in der außerparlamentarischen Opposition beginnen, Umdenken inklusive. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass zwecks Profilierung erst recht in die Mottenkiste gegriffen wird, um Ressentiments zu bedienen, die zwar noch nie eine Daseinsberechtigung hatten, aber seit dem Slogan "Freie Fahrt für freie Bürger" aus den 1970er-Jahren irgendwie zur DNA viel zu vieler insbesondere männlicher Mitmenschen gehören.
Die sind wie per Knopfdruck zu mobilisieren. Und zwar für gewöhnlich von den üblichen Verdächtigen: politisch interessierte Kreise, Industrievertreter:innen, natürlich die Zeitung mit den ganz großen Buchstaben und dem speziellen Umgang mit dem Tatsächlichen. Derzeit will das Blatt "die großen Lügen beim Tempolimit-Streit" entlarven, ganz unverhohlen gemeinsam mit dem Verband der Automobilhersteller (VDA), von dem der Redaktion ein "internes Papier", alle glauben's sogleich, vorliegt. Angegriffen wird darin die neue Studie des Umweltbundesamts (UBA), nach der 6,7 Millionen Tonnen CO2 bei Tempo 120 auf Autobahnen eingespart werden könnten. Mit einem zusätzlichen Limit von Tempo 80 auf Außerortsstraßen seien es sogar acht Millionen Tonnen, das sind 4,2 Prozent der Gesamtemissionen durch Pkws und 6,7 Prozent durch Nutzfahrzeuge. "Alles falsch", wissen "Bild" und der VDA.
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bedellus
am 15.02.2023