Der erste Teil der Umsetzung soll zügig angegangen werden, womöglich noch in diesem Jahr. Für die weiteren Schritte ist der Zeitplan noch offen. Für die letzte Stufe sei aber eine Unterstützung des Bundes und des Landes nötig, betonte Würzner. Eine Arbeitsgruppe solle sich dafür mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) und den Nachbargemeinden, zu denen auch Mannheim gehört, abstimmen. Möglich ist, dass sich Nachbargemeinden anschließen – dann würde der kostenlose Verkehr nicht an der Stadtgrenze enden.
In Frankreich gibt es messbare Erfolge
Vorbild für Heidelberg ist die französische Partnerstadt Montpellier, sie ist schon einen Schritt weiter. Dort hatte Michaël Delafosse im Wahlkampf den kostenlosen ÖPNV versprochen und wurde im Juni 2020 gewählt. Dann löste der sozialistische Bürgermeister sein Wahlversprechen tatsächlich ein. Da er zugleich Präsident des Gemeindeverbandes von 31 Gemeinden ist, geschah das in größerem Rahmen: Seit September 2020 fahren die 450.000 EinwohnerInnen der gesamten Metropolregion "Montpellier Méditerranée Métropole" mit ihren 31 Gemeinden am Wochenende gratis. Dazu haben alle einen Wochenendpass zugesandt bekommen. Alternativ gibt es auch eine App fürs Smartphone.
Bis 2023 soll das Gratisangebot an allen Tagen gelten. Werden die zusätzlichen Kosten durch den fehlenden Wochenendverkauf von Fahrscheinen auf 1,9 Millionen Euro geschätzt, sollen es dann 24 Millionen Euro sein, die zusätzlich zu finanzieren sind. Die Metropolregion ist der erste kommunale Großverband in Frankreich mit kostenlosem ÖPNV. Es gibt aber bereits mehr als 30 kleinere Einzelkommunen und Gemeindeverbände, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben.
Auch die Hafenstadt Dunkerque/Dünkirchen an der südlichen Nordseeküste hat mit dem kostenlosen Wochenende begonnen – und später auf alle Tage erweitert. Parallel wurde das Angebot ausgebaut. Das war dringend nötig, denn die Fahrgastzahlen stiegen drastisch. Am Wochenende haben sie sich mehr als verdoppelt. Wo kommen die zusätzlichen Fahrgäste her? Von 2.000 befragten BusnutzerInnen ließen 48 Prozent das Auto stehen, 21 Prozent wären zu Fuß gegangen und 11 Prozent mit dem Fahrrad gefahren. Ein Drittel der Befragten gab an, nun mehr unterwegs zu sein. Mehrfachantworten waren möglich.
Tübingen will – und wartet
Ausbau oder Gratisverkehr? Eckart Würzner will in Heidelberg beides: "Angebot, Infrastruktur und Preis müssen zum Umstieg bewegen. Ich setze mich dafür ein, dass wir jetzt auch beim Preis einen großen Schritt machen", sagte der OB der "Rhein-Neckar-Zeitung". Städte hätten beim Klimaschutz eine Schlüsselrolle, ergänzt die Sprecherin der Stadt Heidelberg, Christiane Calis: "Heidelberg setzt sich dafür ein, dass jeder umweltfreundlich ans Ziel kommt." Es gehe auch um den sozialen Aspekt. Diejenigen, die sehr viel zum Klimaschutz beitragen, sollten eine Anerkennung erfahren. Welche Kapazitätserweiterungen beim Gratisangebot nötig werden, lasse sich derzeit noch nicht sagen.
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