Thomas Strobl hat's vor Jahren vorgemacht. Der CDU-Landeschef war Diener zweier Herren – Günther Oettinger und Stefan Mappus -, und zuständig für Zuspitzung und Konfrontation mit einer SPD, die er als "rote Socken" karikierte, mit Grünen, die ihm zu weltfremd waren und überheblich, nicht zuletzt mit Stuttgart-21-GegnerInnen. Einmal wurde es ihm auf Druck der Öffentlichkeit dann selbst zu viel: In seinem Internet-Newsletter hatte er den Schauspieler Walter Sittler als "S21-Propagandisten" verunglimpft und mitgeteilt, schon dessen Vater habe einst Stimmung für die Nazis gemacht. Da sei er wohl "in der von beiden Seiten emotional geführten Debatte über das Ziel hinausgeschossen", räumte Strobl ein. Sittler nahm die Entschuldigung an.
Jetzt steht Winfried Kretschmann ziemlich weit oben auf Liste jener, die Manuel Hagel zwecks Vergebung aktuell kontaktieren müsste. Der 31-Jährige CDU-Generalsekretär von Baden-Württemberg, der Österreichs umstrittenen Ex-Kanzler Sebastian Kurz als Vorbild nennt, hat eben beim Heilbronner CDU-Parteitag – "und das sage ich auch als Jäger" – das "Ende der Schonzeit" für den Regierungschef verkündet. Der ist bekanntlich Ministerpräsident einer grün-schwarzen Koalitionsregierung, aber deshalb noch lange nicht sicher vor Schmähungen, die die Schwarzen ihrerseits einem Koalitionspartner nie durchgehen ließen. Hagel verglich in seiner überlangen Begrüßungsrede, wie immer in breitem Schwäbisch, den Koalitionspartner mit einer Melone, "außen grün und innen tiefrot", er sprach von grüner Doppelmoral, davon, dass die CDU den Koalitionspartner jetzt "aufdecken und stellen muss". Denn es reiche nicht, "wenn uns jeden Tag ein Problem beschrieben wird, es geht um aktive Lösungen und nicht darum, nur einem bestimmten Publikum auf der Stuttgarter Halbhöhlenlage zu gefallen". Und er warf Kretschmann vor, das zu tun, "was er im Grunde ziemlich souverän am besten kann: nichts."
4 Kommentare verfügbar
Paul Stefan
am 02.08.2019