Großes Kino. Live auf Phoenix. Da stehen sie in der baden-württembergischen Landesvertretung, all die Unions-Größen von Dobrindt über Kauder bis von der Leyen. Es ist Sonntag Nacht. Alle warten auf Angela Merkel und Horst Seehofer, die das Scheitern von Jamaika kommentieren sollen. Die Stimmung ist gedrückt, die Erschöpfung groß, die Gesichter sind angespannt. Geredet wird kaum.
Doch halt! Einer lässt sich nicht beirren. Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident in Baden-Württemberg und Innenminister der grün-schwarzen Koalition, witterte die Chance der historische Stunde. Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik steht Deutschland nach einer Wahl ohne eine Regierung da. Womöglich der Anfang vom Ende der Ära Merkel. Das gibt Bilder, die bleiben.
Die Kamera fängt Strobls silbernen Schopf weit hinten in der Menschenmenge ein. Aber schon nach kurzer Zeit hat er sich in die zweite Reihe vorgearbeitet, neben Julia Klöckner. Wenig später steht er charmant plaudernd bei einem grimmig blickenden Generalsekretär Peter Tauber ganz vorn. Doch mehr in die Mitte drängt es ihn, also freundliches Hallo zu Ursula von der Leyen. Und schon ist er da, wo die Kameras drauf halten: Zwischen den beiden Mikrofonen für Merkel und Seehofer, Pole Position. Keiner klatscht so viel wie Strobl. Gute Bilder bekommt nur, wer sich seiner Bedeutung bewusst ist.
2 Kommentare verfügbar
Peter Meisel
am 23.11.2017In einer englischen Zeitung TheGuardian war nach der Wahl ein Bild mit…