Plötzlich stehen da zwei Frauen um die Sechzig im Flur, die "mal kucken" wollen. Sie heißen Eva-Maria und Dorothea, kommen aus Sachsen, und machen gerade Urlaub in Freiburg. Gemeinsam, weil Eva-Maria fußkrank ist und nicht mehr gut alleine laufen kann. Ihr Rollator steht unten an der Treppe neben dem Aufkleber "Stressdurchfall – Burnout war gestern". So eine tolle Landschaft sei das hier im Süden. Und die alten Häuser! Den Dom haben sie besichtigt, die Altstadt – und jetzt die KTS. Die kennen sie aus den Nachrichten.
Der Freiburger "Kulturtreff in Selbstverwaltung", von den Leuten im Haus immer "die KTS" genannt, wurde flächendeckender bekannt, als der Bundesinnenminister kurz nach dem G20-Gipfel und kurz vor der Bundestagswahl die linke Plattform "linksunten.indymedia.org" verbieten ließ (<link https: www.kontextwochenzeitung.de medien muskelspiel-4567.html internal-link-new-window>Kontext berichtete). Am 25. August 2017 wurden vier Privatwohnungen und die KTS durchsucht, weil die Betreiber der Online-Seite dieses genutzt haben sollen. Das LKA Baden-Württemberg habe im Haus Waffen gefunden, verkündete Bundesinnenminister Thomas De Maizière auf einer Pressekonferenz: Feuerwerkskörper, Schlagstöcke, einen Elektroschocker, Steinschleudern, Butterflymesser. Zeitungen titelten "Schlag gegen den gewaltbereiten Linksextremismus" und Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl teilte per Pressemeldung mit: "Der Rechtsstaat darf die Feinde unserer Freiheit nicht aus Furcht vor einer Reaktion gewähren lassen."
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Philipp Horn
am 09.11.2017