Samstag, Stuttgart, Stefan Räpple, Landtagsabgeordneter der AfD, hat zur Kundgebung gegen den UN-Migrationspakt aufgerufen. "Liebe Patrioten! Schön, dass ihr gekommen seid!" 70 seiner Fans sind da und klatschen angetan, Wolfgang Gedeon, Antisemit und Vertrauter von Räpple ("Er ist der klügste Mensch, den ich kenne") spricht später, Heiner Merz ("Quoten nützen nur unqualifizierten, dummen, faulen, hässlichen und widerwärtigen Frauen") ist aus Solidarität zum Partei- und Fraktionskollegen gekommen. Im Publikum, nur so zur Einschätzung, steht eine Frau aus Freiburg mit Deutschlandflagge, die erzählt, die Mutter Gottes habe ihr nahegelegt, für den Patriotismus Flagge zu zeigen, für Donald Trump habe sie sogar neun Tage bei Wasser und Brot gefastet.
Gegen Räpple demonstrieren an diesem Tag Anfang Dezember 700 Menschen, die Polizei hat zwei Wasserwerfer aufgefahren, 300 Polizisten sind da, vor Feinkost Böhm wartet sogar die Reiterstaffel. Nach zweieinhalb Stunden ist Ende und ein Räpple-Gegner wirft eine Sitzbank auf dessen Kleinbus, dass die Scheibe splittert. Räpple hat das aus dem Wageninneren gefilmt, "wow, scheiße", hört man ihn sagen. Wenig später steht es überall in den Zeitungen. Was für ein Auftritt, was für ein Samstag.
Räpple sitzt in seinem Büro in der Schaltzentrale der AfD-Landtagsfraktion, er schiebt ein Stück Currywurst durch die Soße, rein damit, lecker, und sorry, aber hey, das musste jetzt, so ein Hunger. Dann geht die Tür auf, ein Mitarbeiter kommt rein. Er gehe jetzt einen Verlobungsring kaufen, sagt der. Boa! Räpple springt auf, Verlobungsring für seine Freundin hat er gerade selbst erst gekauft, "du brauchst 'nen Viertelkaräter, echt, Viertelkaräter – min-des-tens!" Dann setzt er sich wieder, macht eine Dose Erdnüsse auf und stellt sein Telefon zum Gespräch auf Aufnahmemodus. Nur zur Sicherheit, geht nicht um Misstrauen, klar. Dann: eine Stunde Einblick in die Welt des Stefan Räpple.
Seine Schwarzwälder Kirschtorte ist "sensationell"
Lieblingsländer: Bangladesch, da trägt er sogar Landestracht, und Schweiz, wegen des politischen Systems. Liebstes Kochrezept: "Ich mach' nen oberleckeren Kartoffelsalat" und als ehemaliger Konditor "sensationelle" Schwarzwälder Kirschtorte. Wobei: Noch leckerer sei die Zuger Kirschtorte, statt mit Sahne mit Kirschwassercreme und Baiser obendrauf, "der Oberhammer." Wäre er Konditor geblieben, erzählt Räpple, hätte er auch mal an der Torten-Weltmeisterschaft in Todtnau teilgenommen. Hat er aber nicht, und mittlerweile steht er zum dritten Mal vor einem Karriere-Aus.
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Volkherr Zwey
am 25.12.2018