Die Anfrage hatte FDP-MdL Schweickert im vergangenen Jahr nicht etwa deswegen initiiert, weil er und seine liberalen FraktionskollegInnen der Itec plötzlich kritisch gegenüber stehen. Er vermutet im Umgang mit der Waffenmesse einen Konflikt innerhalb der grün-schwarzen Koalition, "und da ist es die Aufgabe der Opposition, den Finger in die Wunde zu legen". Komisch fände er, so Schweickert gegenüber Kontext, dass sich die Grünen immer so für die Friedensbewegung und für Friedensinitiativen engagierten. Er jedoch habe festgestellt, dass "zwar grün geredet, aber ganz anders gehandelt wird". Schweickert führt die Aussage von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) an, der auf einer Pressekonferenz am 24. Oktober 2017 die Entscheidung der Landesmesse für die Itec so kommentiert hatte: er könne sich nicht um alle Entscheidungen in Baden-Württemberg persönlich kümmern.
Grünen-MdL Katzenstein hat kein Verständnis
Tatsächlich schien die Regierungsbefragung am 11. April die Vermutung zu bestätigen, dass in den Reihen der Regierungsparteien Grüne und CDU nicht traute Harmonie in Sachen Itec herrscht. Denn unter den Fragenden waren nicht nur Vertreter der drei Oppositionsparteien, sondern auch, was ungewöhnlich ist, einer aus der Grünen-Fraktion. Der Sinsheimer Abgeordnete Hermino Katzenstein äußerte sein Unverständnis darüber, wie Hoffmeister-Kraut die Itec als vereinbar mit den Zielen der Landesregierung bezeichnen könne. Schließlich habe sich das Land doch den SDG, den Nachhaltigkeitszielen der UN (SDG = <link https: sustainabledevelopment.un.org _blank external-link>"Sustainable Development Goals") verpflichtet. "Und SDG 16 lautet: Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen voranbringen", so Katzenstein. "Von daher sehe ich uns als Land in der Pflicht, uns im Aufsichtsrat der Landesmesse dafür einzusetzen, dass diese Messe nicht mehr in Stuttgart stattfindet." Dass das gehe, habe ja die Antikwaffenmesse IWB 2009 gezeigt – und die Kölnmesse, die sich gegen eine Ausrichtung der Itec 2018 in der Domstadt gewandt hatte.
Kritik von Seiten der Regierung hat er bislang keine bekommen, wie Katzenstein auf Kontext-Anfrage bekundet, und von der Fraktion habe es unterschiedliche Reaktionen gegeben: sowohl Schulterklopfen als auch Hinweise darauf, "dass wir als Koalitionspartner in der Regierung in einer schwierigen Situation sind." Katzensteins Position ist dazu eindeutig: "Mir ist zwar klar, dass es noch lange Kriege und deswegen auch Rüstungsunternehmen geben wird", sagt er, "aber meine Haltung ist, dass wir dem nicht länger eine Plattform bieten sollten."
Da hat es die SPD in der Opposition leichter. Der Abgeordnete Rainer Hinderer ist ein klarer Gegner der Itec in Stuttgart. Für ihn hat Hoffmeister-Kraut eine "ganz schwache Figur abgegeben" und "nicht schlüssig begründen können, warum die Messe hier stattfinden soll". Hinderer betont gegenüber Kontext, dass es zwar in der SPD-Fraktion intern noch keine Abstimmung über das Thema gegeben, er aber von seinen Fraktionskollegen grünes Licht für seine Anfrage bekommen habe. Die Stuttgarter Jusos indes haben schon abgestimmt: Am 26. März veröffentlichten sie auf ihrer Homepage eine Erklärung <link https: www.jusos-stuttgart.de stoppt-die-militaermesse-itec-2018-in-stuttgart _blank external-link>"Stoppt die Militärmesse Itec 2018 in Stuttgart".
"Ein Skandal", sagt der Diözesanrat über die Itec
Den Ausschlag für Hinderers deutliche Positionierung hatte Anfang März die Tagung der Württembergischen Evangelischen Landessynode gegeben, deren Mitglied der Heilbronner SPD-Abgeordnete ist.
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Christina Lipps
am 22.04.2018