Es war eine eindeutige Ansage des neuen Bahnchefs. Er sei "finster entschlossen", Stuttgart 21 zu Ende zu führen, betonte Richard Lutz während der Bilanzpressekonferenz des Staatskonzerns Ende März in Berlin. "Wir sind entschlossen, das umzusetzen, und wir werden es machen im Rahmen der Kosten und im Rahmen der Terminpläne, die wir vereinbart haben", erläuterte der Vorstandsvorsitzende auf Nachfrage von Journalisten, ob das umstrittene Großprojekt ein gutes oder böses Ende nehmen werde. Der neue Tiefbahnhof und die Tunnelstrecken sollen im Dezember 2021 in Betrieb gehen, der Kostenrahmen von 6,5 Milliarden Euro eingehalten werden. "Das ist unsere Aufgabe, unser glasklares Commitment", versicherte Lutz damals. Interne Gutachten gäben die entsprechende Sicherheit für solch einen Optimismus.
Kaum einen Monat später trübte sich das "glasklare Versprechen" bereits ein. Während der Lenkungskreissitzung am 28. April in Stuttgart, an der erstmals auch der neue Bahn-Vize Ronald Pofalla teilnahm, verkündete Manfred Leger den Projektpartnern zwar reichlich Erfolgsmeldungen zu Tunnelvortrieben und Auftragsvergaben. In seinem Statusbericht musste der Geschäftsführer der bahneigenen Projektgesellschaft (PSU) aber auch etliche Hiobsbotschaften einstreuen. Zwar rechne man weiter mit dem genehmigten Investitionsbudget, dem sogenannten Gesamtwerteumfang (GWU), von 5,987 Milliarden Euro. Allerdings betrage der Gegensteuerungsbedarf inzwischen 521 Millionen Euro, so eine der schlechten Nachrichten.
Der Filderabschnitt entwickelt sich zum immer höheren Terminrisiko
Während die Kosten im Eilzugtempo davonsausen, geht es in manchen Bauabschnitten dagegen wie im Bummelzug voran, musste Leger gegenüber Landesverkehrsminister Winfried Hermann und Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn (beide Grüne) eingestehen. Beim Tiefbahnhof hinkt man noch immer zwei Jahre hinterher, trotz eines gebetsmühlenhaft wiederholten Einsparpotenzials von einem Jahr. Inzwischen erweisen sich angeblich die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) als Bremser, schob Leger den schwarzen Peter anderen zu. Der städtische Verkehrsbetrieb muss für S 21 unter anderem die unterirdische Stadtbahn-Haltestelle Staatsgalerie am Südkopf des Bahnhofstrogs aufwendig verlegen.
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Katharina Georgi
am 10.09.2017