Das schärfste Schwert schwingt er bislang jedoch noch nicht: DB Regio kassierte noch keine offizielle Abmahnung. "Das würde den Konflikt verschärfen und Gespräche erschweren", begründet Ministeriumssprecher Edgar Neumann die Zurückhaltung. Derartige Sanktionen hätten weitreichende Folgen. Nach zweimaliger Abmahnung könnte das Land die Nahverkehrsverträge einseitig kündigen, DB Regio zur Leistungserbringung zwangsverpflichten und gefahrene Zugkilometer nach eigenem Ermessen vergüten. Experten warnen allerdings, dass sich DB Regio juristisch dagegen wehren könnte. Und der Nahverkehr völlig zum Erliegen käme.
Ohnehin muss die Bahn schon so bluten. Fällt ein Zug aus, zahlt das Land nicht. Im vergangenen Jahr kostete dies DB Regio über zwei Millionen Euro an Einnahmen. Hinzu kommen Strafzahlungen bei Verspätungen. Macht summa summarum fünf Millionen Euro im Jahr 2016.
Alles wird besser: Die Bahn schafft eine Taskforce
Die DB Regio reagierte – vollmundig mit einer "Taskforce Qualitätsstabilisierung BW". Die interne Eingreifftruppe soll in fünf Schwerpunktbereichen für Verbesserungen sorgen. So wurden etwa zusätzliche Loks geleast, Werkstattpersonal aus Ostdeutschland herbeibeordert, Boni für fleißige Mitarbeiter versprochen und eine neue Planungssoftware eingesetzt. Nicht zu vergessen eine neue Charmeoffensive. Über 2000 Stammkunden mit Jahresabonnement auf der Rems- und der Frankenbahn bekommen einen Monatsbetrag in Form eines Reisegutscheins erstattet, als Entschuldigung für Verspätungen und Ausfälle. Zuvor hatten zahlreiche Fahrgäste und die Bürgerinitiative "BI 780 Frankenbahn" gegen das Bahnchaos protestiert.
Der VCD begrüßte die Geste der Bahn. Sie geht dem Verkehrsclub jedoch nicht weit genug. <link https: weact.campact.de petitions fur-punktliche-zuge-und-besser-entschadigungsregelungen-fur-pendler external-link-new-window>Per Unterschriftenaktion fordert er für alle betroffenen Pendler Entschädigungen nach österreichischem Vorbild. In der Alpenrepublik erhalten Dauernutzer im öffentlichen Verkehr am Jahresende einen Nachlass in Höhe von zehn Prozent, wenn die Pünktlichkeit im Jahresschnitt unter den mit dem Betreiber vereinbarten Zielwert liegt.
Inzwischen deutet die aktuelle Betriebsstatistik an, dass die Nahverkehrszüge wieder zuverlässiger rollen. "Verbesserungen sind zuletzt eingetreten. Aber sie sind noch weit weg von dem, was wir uns vorstellen", betont Ministeriumssprecher Neumann. Natürlich sei nicht immer die Bahn schuld, wenn es Ausfälle und Verspätungen gebe, räumt er ein, in harten Wintern wie diesem könnten auch Weichen einfrieren. Doch DB Regio habe selbst gravierende Fehler gemacht, bekräftigt er. Das sieht auch der VCD-Vorsitzende so. "Wer sich an der Ausschreibung von Verkehrsverträgen beteiligt, weiß, was auf ihn zukommt", sagt Matthias Lieb.
Der Fahrgast hat auch Rechte
Die DB Regio Baden-Württemberg fährt jede Woche mit rund 10 500 Zügen durchschnittlich 700 000 Kilometer. Verspätete Züge oder Ausfälle brauchen Fahrgäste nicht schicksalhaft hinnehmen. Ein Beispiel: Nutzer des Nahverkehrs dürfen bei einer zu erwartenden Verspätung von mindestens 20 Minuten am Zielbahnhof ohne Aufpreis in höherwertige, nicht reservierungspflichtige Züge wie IC oder EC umsteigen. Oder: Verspätet sich ein Zug so stark, dass ein Bahnreisender sein Ziel erst am Morgen des Folgetags erreichen würde, müssen ihm die Kosten für Taxifahrt oder Hotelübernachtung erstattet werden. Details der <link https: www.bahn.de p view service auskunft fahrgastrechte uebersicht.shtml external-link-new-window>Fahrgastrechte finden sich hier. Zur Unterschriftenaktion des VCD Ba-Wü zur Erstattungsregelung für Pendler <link https: weact.campact.de petitions fur-punktliche-zuge-und-besser-entschadigungsregelungen-fur-pendler external-link-new-window>nach österreichischem Modell geht es hier.
14 Kommentare verfügbar
by-the-way
am 30.01.2017Danke!
Ebenfalls meine volle Zustimmung zu Ihrem Kommentar.
Diese Unternehmen "Deutsche Bahn AG" musss endlich für die täglich angerichteten Schäden an Zeitverlusten für ihre Kunden in Regress genommen werden.
Und zwar gnadenlos zum Stundensatz, der nicht…