Von der Öffentlichkeit weitgehend verborgen hat die Heckler und Koch AG zur Aktionärsversammlung in ein Hotel und Café im idyllischen Sulz-Glatt eingeladen. Etwa zehn Kilometer vom Firmensitz Oberndorf entfernt, abgeschieden in einem Raum im Souterrain. Geladen waren nur die Aktionäre, Pressevertreter unerwünscht. Mit dabei aber sieben Rüstungskritiker, die sich Aktien des Waffenherstellers gekauft haben: Der Friedensaktivist Jürgen Grässlin, der Filmemacher Wolfgang Landgraeber, der katholische Pfarrer Alexander Schleicher aus Villingen-Schwenningen, die Friedensfreunde Stefan Möhrle, Helmut Lohrer, Magdalena Friedel und der Verleger Thomas Carl Schwoerer waren so zu einer Einladung gekommen. Dienstag, 15. August, 10 Uhr Hotel Züfle Sulz-Glatt.
Alle anderen müssen draußen bleiben. Junge, gut gebaute Männer in schwarzen Anzügen und schwarzen Krawatten achten darauf, dass niemand dem Tagungsort zu nahe kommt. Das Gelände sei privat und dürfe nicht betreten werden, lassen die dunklen Herren die kleine Journalistenschar wissen. Sie beobachten jeden ihrer Schritte. Die Vorhänge des Hauses sind zugezogen, die Jalousien heruntergelassen. Nur die Speisekarte mit "Vitello Tonnato vom Kalb" zu 10,80 Euro bleibt sichtbar. Gelegentlich kurvt ein Streifenwagen am Tagungsort vorbei, doch sonst tut sich nichts. Alles friedlich in Glatt. Die Security-Leute vertreiben sich die Zeit mit Lustigkeiten und langsam lockert sich die Stimmung. "Hat der Chef Sie dazu verdonnert, den ganzen Tag hier rumzustehen", fragt einer einen Journalisten. "Ich bin mein eigener Chef." – "Ha no."
Der Hörfunkkollege sendet seinen ersten Beitrag vom Laptop aus: Bei der Aktionärsversammlung gehe es hauptsächlich um eine Kapitalerhöhung um 50 Millionen Euro durch den Hauptaktionär Andreas Heeschen. Und die Kritiker hätten dem Vorstand etwa 50 Fragen gestellt. Heckler-und-Koch-Chef Norbert Scheuch habe ausrichten lassen, er werde für Interviews nicht bereit stehen.
Der Vorstand dankt höflich für alle Fragen
Kurz vor 12 Uhr entsteht ein bisschen Bewegung. Die Heckler-und-Koch-kritischen Aktionäre kommen vom "Sperrgebiet". Helmut Lohrer berichtet vom "sehr höflichen Ton", der Vorstand bedanke sich jeweils für ihre Fragen. Erstaunte Gesichter, auch weil die Kritiker so um die 80 Fragen gestellt haben. Darauf war die Waffenfirma offenbar nicht vorbereitet. Das "Backoffice" und die Stenografen funktionierten nicht so wie bei Großkonzernen, bemängelt ein erfahrener Aktionär. Deshalb sei jetzt auch Pause, damit die Antworten gefunden werden können.
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